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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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D., M.: Begrüssung durch Möbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0109

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BEGRÜSSUNG DURCH MÖBEL

Vergeßt es nicht: Das erste, was euren Gast beim
Eintreten in eure Wohnung empfängt, seid
nicht ihr selbst, sondern eine Schar von Dingen. Bis
ihr dem Gaste im Zimmer die Hand drücken könnt,
hat ihn schon das Treppengeländer, die Wohnungs-
tür, der Vorplatz, die Diele begrüßt. Und leider nicht
stumm begrüßt; Tür und Teppich, die Kleiderablage,
die Möbel und selbst der Wandschmuck der Diele —
alle haben ihm im Vorübergehen einige Mitteilungen
zugeflüstert, die dich selber betreffen; und belastet
oder geschmückt mit den dadurch erregten Vorur-
teilen präsentierst du dich dem Gaste — nicht als der,
der du bist, sondern als der, der du scheinst. Natür-
lich können dir deine Möbel letzten Endes nicht dazu

helfen, etwas Rechtes zu scheinen, wenn du nichts
Rechtes bist. Bist du aber etwas Rechtes, dann sorge
doch als besonnener Mensch dafür, daß dies von
deinem Hause, gerade in den erwähnten Begrüßungs-
abschnitten, nicht unterschlagen wird. Hänge nicht
die Inconnue de la Seine an die Wand, bloß weil du
sie von einer unverheiratet gebliebenen Tante geerbt
hast. Laß die Wand lieber frei, oder stelle eine Truhe,
einen Tisch hin, in den ein tüchtiger Handwerker
männliche Arbeit und ehrlichen Werkstattgeist hin-
eingetan hat. Der Gast wird deine Hand um einen
Grad wärmer drücken im Respekt vor dem echten
Gerät, und du brauchst bloß noch dafür zu sorgen,
daß du diesen Respekt nicht enttäuschst. — m. d.
 
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