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INNEN-DEK O R AT ION
ZIMMER UNTER 500 MARK
»WK«-MÖBEL MIT DEM GÜTEZEICHEN DES RE1CHSHEIMSTATTENAMTES
Es bedarf keiner Statistik, um festzustellen, daß die
Insassen der Klein- und Kleinstwohnung, des
Land- oder Siedlungshauses vor den Toren der Stadt,
die man zu klaren, schlichten Einrichtungen erziehen
wollte, beim Betreten eines Möbelgeschäftes ihr Sin-
nen und Trachten auf das Schlafzimmer »hochglanz-
poliert« und das Eßzimmer in Kaukasisch-Nußbaum
lenkten. Daß sich diese Wünsche nicht immer um-
setzen ließen, lag lediglich an geldlichen Gründen.
Aber die Strebsamkeit des Lebens schritt mit der Zu-
kunftsvorstellung des »Hochglanzes« Hand in Hand.
Von diesem war es ein gewagter Sprung zu der Glanz-
losigkeit schlichtester Zimmer in naturfarbenen Höl-
zern, die allem schmückenden Beiwerk entsagten und
lediglich Bezüge oder Vorhänge aus bäuerlich-derbem
und -gemustertem Leinen anerkannten. Und da
diese Zimmer oft nicht billiger und manchmal sogar
teurer waren als die erstrebten - wobei die Frage
der Güte hintangesetzt sei - neigte sich die Waag-
schale der Entscheidung auf die »glanzvolle« Seite.
Diese Erkenntnis legte das Reichsheimstätten-
amt seinen Bestrebungen zugrunde, neue Möbel, be-
sonders für die Klein- und Siedlerwohnung, zu schaf-
fen, die vielseitigsten Ansprüchen vorbildlich genügen
sollten. Sie sollten klar, echt und zeitgemäß im Aus-
druck, schlicht, doch edel in der Linienführung und
ansprechend in Form und Verarbeitung sein, gediegen
und geschmackvoll im Material, beständig in der Le-
bensdauer, damit Kinder und Enkel sie übernähmen,
nicht schwankender Mode unterworfen, anspruchslos
im Verlangen nach Raum, wie es den Verhältnissen
der Wirklichkeit entsprach, und doch wieder geräu-
mig genug, um den gestellten Anforderungen zu ge-
nügen. Sie sollten vielverwendbar, praktisch und ein-
fallsreich sein, sich untereinander gut kombinieren
lassen, um auch darin Reize und Vorteile zu bieten,
die das Serienmäßig-Einförmige herabminderten und
dem einzelnen Gelegenheit zur Entfaltung einer per-
sönlichen Note gaben. Und trotz aller dieser Anforde-
rungen sollte der Preis für eine »komplette Garnitur« -
INNEN-DEK O R AT ION
ZIMMER UNTER 500 MARK
»WK«-MÖBEL MIT DEM GÜTEZEICHEN DES RE1CHSHEIMSTATTENAMTES
Es bedarf keiner Statistik, um festzustellen, daß die
Insassen der Klein- und Kleinstwohnung, des
Land- oder Siedlungshauses vor den Toren der Stadt,
die man zu klaren, schlichten Einrichtungen erziehen
wollte, beim Betreten eines Möbelgeschäftes ihr Sin-
nen und Trachten auf das Schlafzimmer »hochglanz-
poliert« und das Eßzimmer in Kaukasisch-Nußbaum
lenkten. Daß sich diese Wünsche nicht immer um-
setzen ließen, lag lediglich an geldlichen Gründen.
Aber die Strebsamkeit des Lebens schritt mit der Zu-
kunftsvorstellung des »Hochglanzes« Hand in Hand.
Von diesem war es ein gewagter Sprung zu der Glanz-
losigkeit schlichtester Zimmer in naturfarbenen Höl-
zern, die allem schmückenden Beiwerk entsagten und
lediglich Bezüge oder Vorhänge aus bäuerlich-derbem
und -gemustertem Leinen anerkannten. Und da
diese Zimmer oft nicht billiger und manchmal sogar
teurer waren als die erstrebten - wobei die Frage
der Güte hintangesetzt sei - neigte sich die Waag-
schale der Entscheidung auf die »glanzvolle« Seite.
Diese Erkenntnis legte das Reichsheimstätten-
amt seinen Bestrebungen zugrunde, neue Möbel, be-
sonders für die Klein- und Siedlerwohnung, zu schaf-
fen, die vielseitigsten Ansprüchen vorbildlich genügen
sollten. Sie sollten klar, echt und zeitgemäß im Aus-
druck, schlicht, doch edel in der Linienführung und
ansprechend in Form und Verarbeitung sein, gediegen
und geschmackvoll im Material, beständig in der Le-
bensdauer, damit Kinder und Enkel sie übernähmen,
nicht schwankender Mode unterworfen, anspruchslos
im Verlangen nach Raum, wie es den Verhältnissen
der Wirklichkeit entsprach, und doch wieder geräu-
mig genug, um den gestellten Anforderungen zu ge-
nügen. Sie sollten vielverwendbar, praktisch und ein-
fallsreich sein, sich untereinander gut kombinieren
lassen, um auch darin Reize und Vorteile zu bieten,
die das Serienmäßig-Einförmige herabminderten und
dem einzelnen Gelegenheit zur Entfaltung einer per-
sönlichen Note gaben. Und trotz aller dieser Anforde-
rungen sollte der Preis für eine »komplette Garnitur« -