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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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Fuhlendorf, Mike: Ein Damenzimmer
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Gedanken über Landschaftmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0039

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INNEN-DEKORATION

27

das jeden Tag benutzt wird, denn dort an dem nie-
drigen Tisch wird nachmittags getrunken. Ein sehr
starker Kaffee - nein: Tee paßt nicht zu mir. Bei mir
wird doch nicht gegeistreichelt, sondern ernsthaft
und gründlich über die Dinge gesprochen.

Ihr meint, die Beigefarbe des Teppichs wäre un-
vernünftig gewählt? Unpraktisch und zu empfind-
lich ? Ich will es euch sagen. Das tat ich aus Berech-
nung. Ich möchte, daß ich selbst und auch meine
Freunde mit sauberen Schuhen das Zimmer vor-
sichtig betreten, und wenn wir dann den weichen
dicken Teppich unter uns gespürt haben, eine gute
warme Aufnahme fühlen.

So ist eigentlich die Einrichtung meines Zimmers
fertig. Doch nein, eines habe ich vergessen: die
Blumen. Einige Töpfe mit den kleinen anspruchs-
losen, rosa und altmodischen »Fleißigen Lieschen«,
die das ganze Jahr hindurch blühen und dem Zimmer
einen lebenden Hauch von Stetigkeit und Heiterkeit
schenken. m. f.



GEDANKEN ÜBER LANDSCHAFTSMALEREI

Landschaftsbilder — sie sind aus unserm Kunst-
y schaffen nicht mehr fortzudenken. Ja gerade
heute wieder drängen sie sich in unsern Ausstellungen
und in unserm teilnehmenden Bewußtsein stark vor.
Ist es noch ein gewisses Unvermögen unserer Ge-
staltungskraft, den eigenen menschlichen Typus
bildnerisch von neuem zu prägen? Sind es die ge-
steigerten Ansprüche des ereignisvollen Zeitgesche-

hens, die uns hinaustreiben auch im Bild, die Kraft
der Bewährung im allbezüglichen Naturerlebnis zu
suchen? Also doch wieder uns? Vor wenig mehr
als ioo Jahren schrieb Carl Gustav Carus, der
Dresdner Naturforscher, Arzt und Maler, seine neun
Briefe über Landschaftsmalerei. In ihnen stellte er
die Forderung einer Erdlebenkunst auf: das Leben
der Erde sollte im Bilde wiedergegeben, künstlerisch
gestaltet werden. Also ging es ihm gar nicht um Ge-
staltung unseres Naturerlebnisses? Suchte er die
künstlerische Befreiung gerade darin, loszukommen
vom eigenen Ich und seiner Beschränkung, im ich-
fernen Leben der Kreatur da draußen Selbst-Ent-
äußerung zu finden! So scheint es uns beim Lesen
dieser Briefe. Aber beim Betrachten der Landschafts-
bilder dieses Malers wird uns doch kund: auch er
konnte nicht absehen vom bewußten und unbewußten
Einfühlen in die Erdvorgänge da draußen. Er setzt
die Linie der großen romantischen Maler weitet fort.
Und wir? Sollten wir die Mahnung der Carus'schen
Theorie nicht wieder aufnehmen! Geht es heute
nicht noch dringlicher als vor ioo Jahren um ein
Loskommen vom kleinen eigenen Ich? Und kann
uns dazu nicht am ehesten das Hinhorchen auf den
großen Rhythmus des Erdlebens helfen, die Be-
trachtung der formgewordenen Gesetze, in denen er
schwingt? Landschaftsmalerei - sie ist heute von
besonderer Aktualität. Sie kann uns die große Sicher-
heit unberührten Lebens zeigen und so die Kräfte
weisen, mittels deren wir unsere Welt, in der Kunst
und im Leben, neu aufbauen können. - Dr.r. r.

»arbeitszimmer« bücherschrank: nussbaum schlicht und maser, weisse ahorn-adern im schragprofil
 
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