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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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Mehling, Elisabeth: Beseelte Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0396

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378

INNEN-DEKORATION

BESEELTE PLASTIK

Der niederdeutsche Künstler, Erich Sperling,
gehört noch nicht zu den Wohlbekannten. Im
Sommer 1938 ging sein Name durch die Presse als
Preisträger eines Denkmalentwurfes für im Betrieb
Verunglückte. Wenige Zeit vorher hatte er sein
Künstlertum bewiesen durch die Ausgestaltung des
Hörraumes der I. G. Farbenwerke in Leverkusen.

Erich Sperling mußte hart um sein Dasein ringen.
Seine eigenwilligen Holzschnitte, seine klaren, von
innerem Leben erfüllten Plastiken waren lange auf
einen kleinen Kreis von Freunden beschränkt.

Wenn die Leitung der I. G. Farbenwerke dem
jungen Künstler, der kurz vorher zum Leiter der
Staatlichen Schnitzerschule zu Empfertshausen i. d.
Rhön berufen wurde, ihr Vertrauen schenkte, indem
sie ihn mit der Aufgabe betraute, den Musikraum zu
schmücken, so können wir ihr heute für diese gute
Sicht dankbar sein.

Hier sollte Erich Sperling für einen Gemeinschafts-
raum, in dem Kammermusik erlebt, Dichtungen vor-

gelesen, also zum innersten Wesen des Menschen ge-
sprochen wird, Figuren formen. Der schlichte Raum
mit den holzverschalten Wänden, die in ihrer starken,
vertikalen Maserung den Blick nach innen drängen,
ließ dem Künstler weiten Spielraum für seine Ge-
staltungskraft. Die Figuren durften die Einheitlich-
keit und Sammlung des Raumes nicht zerstören,
sollten aber doch seine Bedeutung für die innere Er-
hebung und Bildung gemeinsam arbeitender Men-
schen zum Ausdruck bringen und steigern. Ihre
wesentlichste Aufgabe aber ist, die Versammelten
mit dem Gehörten zu verbinden und schließlich auf
den Weg geistigen Erlebens zu führen.

Der Künstler beschränkte sich darauf, die Wir-
kung der Musik auf den Menschen darzu-
stellen. So schuf er Symbole des Musikerlebens,
Menschen, den Hörenden verwandt und doch über
sie hinausführend zu wahrem Menschentum, zur
Vergeistigung des sinnlich Aufgenommenen.

In drei, nicht ganz lebensgroßen Kniestücken wird
 
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