Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

DOI article:
Mehling, Elisabeth: Beseelte Plastik
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0397

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
INNEN-DEKOR AT ION

379

das Erleben der Musik dargestellt. Da ist zunächst an tiefste seelische Kräfte. Wenn auch das Rückströ-
die »Lauschende«. Eine Frau, ganz Hingebung, men nach außen noch nicht verkörpert ist - man
ganz Aufgeschlossenheit, läßt die Klänge in sich ein- ahnt es in der Haltung der Hände, die des Kommen-
strömen. Arme und Hände hängen locker, alle Kraft den harren, in der Geneigtheit und Anmut des Körpers,
ist dem Hören zugewendet. Der Kopf ist erhoben, Die dritte Figur ist eine J ünglingsgestalt. Durch
das Antlitz drängt dem Klang entgegen. Die Augen, den Ruf des Göttlichen, das Musikerleben, ist ein
Eingangstore für andere Erlebniswelten, sind fast Mensch über sich hinausgehoben, erhebt darum sym-
geschlossen. So gelingt der überzeugende Ausdruck bolhaft die Hände um das Haupt, nicht in Ekstase,
stärkster Konzentration, wird das Hören der Musik vielmehr um das persönliche Erlebnis des Erhoben-
in einem Menschenbildnis lebendig. seins mitzuteilen. Das Gesicht ist frei, es strahlt
In die »Sinnende« ist das Klingen rundum ein- Geistiges aus und zeugt von den seelischen Kräften,
gedrungen. Auch sie ist noch voller Hingabe, aber die geweckt wurden. So ist in dem Dreiklang der
diese Hingabe ist nicht mehr ein Sichöffnen, sondern Figuren die Wirkung des Musischen Gestalt geworden,
ein Insichhineinhorchen. Der Kopf ist leicht vorge- Ihre lebensvolle Erscheinung wird durch die edle
neigt, die Augen sind geschlossen, selbst der Mund, bei großschwingende Maserung des Nußbaumholzes er-
der »Lauschenden« voll und aufnahmebereit, trägt hier höht, die den Rundungen, der Weichheit oder Straf-
in seiner Formung dazu bei, die Besinnung zu zeigen. fung des Körpers folgt, sie heraushebt und ihren
Klang vorher die Musik im Raum, so rührt sie jetzt Ausdruck verstärkt. dr. Elisabeth mehling

Aufnahmen: Schmölz-Köln

bildhauer erich sperl1ng-empfertshausen: plastiken »lauschende und sinnende«
aus dem musiksaal der 1. g. farbenindustrie aktiengesellschaft - leverkusen
 
Annotationen