Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

DOI Artikel:
Bender, Ewald: Eine Schöne Wohnung: neue Möbel und Malereien von Ruth Hildegard Geyer-Raack, Berlin
DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Der Begriff des Eleganten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0311

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INN EN-DE KORATI ON

293

»speisezimmer« möbel: mahagoni mit schleiflack, resedagrüner seidensatin mit weisser paspel

präsentative Innenraumkultur pflegen, in der ander- T*vER BEGRIFF DES ELEGANTEN ist seit je ein
seits eine erstaunlich leistungsfähige Möbelindustrie I J schwieriger, mehrdeutig-schillernder Begriff ge-
der Volksgemeinschaft anständiges Gebrauchsgut zu wesen. Die Römer haben ihn aufgebracht als eine
erschwinglichen Preisen anbietet, hat sich die Malerin Ableitung aus dem Zeitwort »eligere«, d. h. sorgfältig
und Innenraumgestalterin Geyer-Raack eine Sonder- auswählen, eine Wahl treffen. Sie nannten »elegan-
aufgabe gestellt. Begabt mit einer heute seltenen, tia«, was wir mit Geschmack, Feinheit, Schicklich-
ungewöhnlich beweglichen Phantasie, reizt es sie, in keit bezeichnen würden. Eleganz hängt mit »Wahl«
immer neuen Modellen handwerklich vollkommen zusammen, und in dem deutschen Worte »wähle-
gute, in der Formgebung zeitgemäße Möbel zu schaf- risch« haben wir zugleich jene Doppelbedeutung, die
fen, die bei allem unverkennbar Persönlichen der sich immer wieder an den Begriff der Eleganz an-
Erfindung, bei aller Einmaligkeit besonderer Färb- gehängt hat: das Wählerische im guten und das
Wirkungen, in die auch eigene Malereien als tragende Wählerische im tadelnden Sinne. Diese Doppelbe-
Elemente eingebaut sind, dennoch die Haltung eines deutung gab es schon im alten Rom. Man sprach
echten, edlen Gebrauchsgutes für weite Kreise dort noch nicht so ausschließlich wie bei uns von
bewahren. Sie sind Hochleistungen im Sinne gestei- der Eleganz der Kleidung, der Wohnung. Man kannte
gerter Qualität, nicht im Sinne gefallsüchtiger Sonder- eine Eleganz der Lebensführung, und das hieß: Schön-
barkeit. Daß für gepflegten Hausrat dieser Art ein heit und Reinheit der Sitten. Man kannte eine Ele-
Bedürfnis vorhanden ist, bezeugt die steigende An- ganz des Sprechens, und das hieß: gewählter Aus-
erkennung, die Frau Geyer-Raack auf ihrem Wege druck, Feinheit und Richtigkeit der Dialektik. Aber
gefunden hat. - dr. ewald bender-köln-lindenthal es konnte auch vorkommen, daß man von der »ele-

1939. IX. 2
 
Annotationen