DOI Artikel:
Kropp, Ernst: Betrachtungen über eine kommende Ornamentik, [4]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0168
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INN EN-DEKORATION
»TRINKSTUBE IM KELLERGESCHOSS DES MÜNCHNER KÜNSTLERHAUSES« BILDER VON KARL ROTHE
BETRACHTUNGEN ÜBER EINE KOMMENDE ORNAMENTIK
VON PROF. ERNST KROPP, STAATL. AKADEMIE FQR KUNSTGEWERBE, DRESDEN
(Schluß)
Sobald eine Versinnbildlichung sich mehr behauptet Die unzähligen geblümten Stoffe der letzten Da-
als die Form selbst, ist Wesen und Bestimmung des menmoden haben bewiesen, daß wir keine neuen
Dinges zerstört, wie bereits an der Biedermeiertasche Wirkungen erzielen konnten; ein wenig verändert,
erklärt wurde, von der ich ausgegangen bin. So aber schließlich doch den alten Mustern nachemp-
wäre auch für die neue Form, für die heutige funden, ganz abgesehen davon, daß die Alten noch
Ledertasche, ein Wappen oder Familienzeichen als mit Muße und Liebe bilden konnten und keine Mode-
schmückende Beigabe sehr schön zu denken, wäh- aufträge von heute auf morgen zu erledigen hatten,
rend bildliche Schilderungen oder Blumenornamentik Trotz all dieser Modeschwankungen steht der
ganz unmöglich geworden sind, wie sie im vorigen Mensch des 20. Jahrhunderts längst in der neuen
Jahrhundert noch üblich waren. Form. In seinen zeiteigenen Schöpfungen handelt er
Selbst wenn im 20. Jahrhundert noch einmal ver- bereits streng und rein in seiner Formanschauung,
sucht würde, eine neue Ornamentik aus dem Abbilde nur in den überlieferten Formen schwankt er oft
des Naturschönen zu entwickeln, könnte kein der noch zwischen den alten gewohnten Anschauungen
neuen Gesinnung entsprechender Schmuck daraus und seinem neuen Formbegriff. Sobald aber einmal
entstehen. Ob nun das Naturbeispiel primitiv, naiv, die Wesensbestimmung all seiner Dinge ihm heilig
abstrakt stilisiert oder naturalistisch aufgefaßt wird, geworden ist, wird seine Form zur Kunst und zum
wir würden in dieser Einstellung immer wieder in einheitlichen Stil der Zeit, denn dann erst kann er
alte Formen zurückfallen und diese gleichwohl in frei und ohne nach rückwärts zu schauen im Geiste
ihrer ursprünglichen Kraft und Lebensfülle auch im seiner Zeit lebendig gestalten.
entferntesten nicht mehr erreichen. Die schmückende Beigabe und Ornamentik in der
INN EN-DEKORATION
»TRINKSTUBE IM KELLERGESCHOSS DES MÜNCHNER KÜNSTLERHAUSES« BILDER VON KARL ROTHE
BETRACHTUNGEN ÜBER EINE KOMMENDE ORNAMENTIK
VON PROF. ERNST KROPP, STAATL. AKADEMIE FQR KUNSTGEWERBE, DRESDEN
(Schluß)
Sobald eine Versinnbildlichung sich mehr behauptet Die unzähligen geblümten Stoffe der letzten Da-
als die Form selbst, ist Wesen und Bestimmung des menmoden haben bewiesen, daß wir keine neuen
Dinges zerstört, wie bereits an der Biedermeiertasche Wirkungen erzielen konnten; ein wenig verändert,
erklärt wurde, von der ich ausgegangen bin. So aber schließlich doch den alten Mustern nachemp-
wäre auch für die neue Form, für die heutige funden, ganz abgesehen davon, daß die Alten noch
Ledertasche, ein Wappen oder Familienzeichen als mit Muße und Liebe bilden konnten und keine Mode-
schmückende Beigabe sehr schön zu denken, wäh- aufträge von heute auf morgen zu erledigen hatten,
rend bildliche Schilderungen oder Blumenornamentik Trotz all dieser Modeschwankungen steht der
ganz unmöglich geworden sind, wie sie im vorigen Mensch des 20. Jahrhunderts längst in der neuen
Jahrhundert noch üblich waren. Form. In seinen zeiteigenen Schöpfungen handelt er
Selbst wenn im 20. Jahrhundert noch einmal ver- bereits streng und rein in seiner Formanschauung,
sucht würde, eine neue Ornamentik aus dem Abbilde nur in den überlieferten Formen schwankt er oft
des Naturschönen zu entwickeln, könnte kein der noch zwischen den alten gewohnten Anschauungen
neuen Gesinnung entsprechender Schmuck daraus und seinem neuen Formbegriff. Sobald aber einmal
entstehen. Ob nun das Naturbeispiel primitiv, naiv, die Wesensbestimmung all seiner Dinge ihm heilig
abstrakt stilisiert oder naturalistisch aufgefaßt wird, geworden ist, wird seine Form zur Kunst und zum
wir würden in dieser Einstellung immer wieder in einheitlichen Stil der Zeit, denn dann erst kann er
alte Formen zurückfallen und diese gleichwohl in frei und ohne nach rückwärts zu schauen im Geiste
ihrer ursprünglichen Kraft und Lebensfülle auch im seiner Zeit lebendig gestalten.
entferntesten nicht mehr erreichen. Die schmückende Beigabe und Ornamentik in der