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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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Seidel, Günther: Bauernschule in Oberschlesien
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0081

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I NNE N-D E KO RAT ION

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BAUERNSCHULE IN OBERSCHLESIEN

Der Neuaufbau des deutschen Volkslebens, wie er
seit fünf Jahren im Gange ist und immer
mächtiger ausgreift, hat auch dem architektonischen
Schaffen eine ganze Reihe neuer Aufgaben ge-
bracht. Auf allen Gebieten sind neue Körperschaften,
neue Institute entstanden. Neue Formen der Schu-
lung, der Menschenzusammenfassung überhaupt
haben einen großen zusätzlichen Raumbedarf hervor-
gerufen. Überall, wo der Architekt und der Raum-
gestalter an die Erfüllung dieser Raumbedürfnisse
gehen, sehen sie sich zugleich vor die schöne, dank-
bare Aufgabe gestellt, jenem Neuaufbau des Volks-
lebens auch durch die Form und den Geist ihrer
Planungen zu dienen. Das wird besonders deutlich,
wo das Bauwerk fest auf eine bestimmte Menschen-
art, auf einen bestimmten Berufsstand oder eine be-
stimmte Landschaft bezogen ist. Die Volksgemein-
schaft steht uns hoch über allen Sonderungen, aber
unter ihr verstehen wir keine Uniformierung; wir
lassen innerhalb der Volksgemeinschaft dem ein-
zelnen Stand oder Gau seine Ehre, seinen Stolz auf
Leistung und Überlieferung, weil diese Dinge zur
Erdverwurzelung der Volksgemeinschaft gehören.

1939. II. 4

Und selbstverständlich gilt diese Richtschnur auch
für alle Bauten und Räume, welche das Bauerntum
betreffen. Hier bieten sich ja die formalen Ausdrucks-
elemente gleichsam von selbst an; und hier hat der
Rückgriff auf sie auch den edelsten und lebensvoll-
sten Sinn. Das Verhältnis des Bauern zur »Erde« ist
immer ein Verhältnis zu einer bestimmten Erde, es
umgreift auch Landschaft und Land, die zugehörige
Sitte und Denkweise, die Geschichte und den künst-
lerischen Ausdruck, der im Land erwachsen ist.

Die Bauernschule, von deren Innenausbau hier
die Rede sein soll, ist im Osten Deutschlands ent-
standen, ins Leben gerufen von der Landesbauern-
schaft Schlesiens. Sie steht im oberschlesischen
Wittenau. Die Aufgabe des Innenraumgestalters
bestand darin, bei gegebenen räumlichen Verhält-
nissen eine technische Lösung zu finden, die dem
Schulbetrieb dienlich war, zugleich aber dabei in den
Formen die Eigenart einer Bauernschule auszu-
prägen. Aus diesen Anforderungen ergaben sich zu-
nächst die Gesichtspunkte für Raumverteilung im
großen. Küche, Waschküche und die Wirtschafts-
keller wurden im Kellergeschoß untergebracht. Das
 
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