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Seidel, Günther: Bauernschule in Oberschlesien
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0085
INNEN-DEKORATION
69
bilden den Bodenbelag. Auch in der Wohnung des
Schulleiters ist Wert gelegt auf eine einfache, edle
Formgebung, die sich überall mit schöner Material-
wirkung und handwerksgerechter Arbeit verknüpft.
Der Wohnraum (Abb. S. 66/67) ist in naturbe-
lassenem Rüsterholz ausgeführt. Gekalkte Wände,
handgewebte Vorhänge und nach Art alter schlesi-
scher Bauernschränke bemalte Türen ergeben im
Verein mit altem und neuem schlesischem Hausrat
eine harmonische Raumwirkung. An allen Türen
sieht man handgeschmiedete Beschläge und Schlüssel-
bleche, die in altüberlieferter Weise mit geschmie-
deten Nägeln aufgenagelt sind. Im Raumbild spricht
besonders eindrucksvoll die gemütliche Ofenecke an
(Abb. S. 67), welche die den Kachelofen umlaufende
Holzbank weiterführt und den ganzen Winkel durch
eine ofenhohe Wandtäfelung warm zusammenfaßt.
— Ganz auf Grün ist der Wohn- und Schlafraum der
Wirtschaftslehrerin abgestimmt (Abb. S. 70/71). Als
Träger dieses Farbtones kommen besonders die grün
lasierten Möbel und die grün karierten Trenn- und
Fenstervorhänge aus schlesischem Leinen in Be-
tracht. Die Türfüllungen der Möbel tragen eine orna-
mentale Bemalung in lebhaften Farben. Die Wand
ist auf einen zarten Elfenbeinton gestimmt, der
Fußboden nur mit braunen Lasuren behandelt, damit
die hellen, handgewirkten Teppiche voll zur Geltung
kommen. - In den Gemeinschafts-Schlafräumen
(Abb. S. 72) sind die zweischichtigen Bettstellen so-
wie die Schränke und Hocker durch leichte Lasur-
malerei belebt; hier hat eine alte Technik, die be-
sonders an schlesischen Bauernschränken Verwen-
dung fand, als Vorbild gedient. Jeder dieser Gemein-
schafts-Schlafräume hat eine eigne Farbstimmung
erhalten, wobei stets von dem Grundton der Fenster-
vorhänge ausgegangen wurde. Bei aller Schlichtheit
der Geräteformen konnte so jedem Raum eine freund-
liche Eigenart verliehen werden.
Was den Raumgestalter bei seiner Arbeit leitete,
war, wie gesagt, der Wunsch, neben der technischen
Lösung eine Form- und Ausdruckslinie zu finden,
welche in empfänglichen jungen Herzen das Bewußt-
sein landschaftlicher Eigenart und Verwurzelung
wecken und stärken kann. - Gunther seidel-liegnitz
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bilden den Bodenbelag. Auch in der Wohnung des
Schulleiters ist Wert gelegt auf eine einfache, edle
Formgebung, die sich überall mit schöner Material-
wirkung und handwerksgerechter Arbeit verknüpft.
Der Wohnraum (Abb. S. 66/67) ist in naturbe-
lassenem Rüsterholz ausgeführt. Gekalkte Wände,
handgewebte Vorhänge und nach Art alter schlesi-
scher Bauernschränke bemalte Türen ergeben im
Verein mit altem und neuem schlesischem Hausrat
eine harmonische Raumwirkung. An allen Türen
sieht man handgeschmiedete Beschläge und Schlüssel-
bleche, die in altüberlieferter Weise mit geschmie-
deten Nägeln aufgenagelt sind. Im Raumbild spricht
besonders eindrucksvoll die gemütliche Ofenecke an
(Abb. S. 67), welche die den Kachelofen umlaufende
Holzbank weiterführt und den ganzen Winkel durch
eine ofenhohe Wandtäfelung warm zusammenfaßt.
— Ganz auf Grün ist der Wohn- und Schlafraum der
Wirtschaftslehrerin abgestimmt (Abb. S. 70/71). Als
Träger dieses Farbtones kommen besonders die grün
lasierten Möbel und die grün karierten Trenn- und
Fenstervorhänge aus schlesischem Leinen in Be-
tracht. Die Türfüllungen der Möbel tragen eine orna-
mentale Bemalung in lebhaften Farben. Die Wand
ist auf einen zarten Elfenbeinton gestimmt, der
Fußboden nur mit braunen Lasuren behandelt, damit
die hellen, handgewirkten Teppiche voll zur Geltung
kommen. - In den Gemeinschafts-Schlafräumen
(Abb. S. 72) sind die zweischichtigen Bettstellen so-
wie die Schränke und Hocker durch leichte Lasur-
malerei belebt; hier hat eine alte Technik, die be-
sonders an schlesischen Bauernschränken Verwen-
dung fand, als Vorbild gedient. Jeder dieser Gemein-
schafts-Schlafräume hat eine eigne Farbstimmung
erhalten, wobei stets von dem Grundton der Fenster-
vorhänge ausgegangen wurde. Bei aller Schlichtheit
der Geräteformen konnte so jedem Raum eine freund-
liche Eigenart verliehen werden.
Was den Raumgestalter bei seiner Arbeit leitete,
war, wie gesagt, der Wunsch, neben der technischen
Lösung eine Form- und Ausdruckslinie zu finden,
welche in empfänglichen jungen Herzen das Bewußt-
sein landschaftlicher Eigenart und Verwurzelung
wecken und stärken kann. - Gunther seidel-liegnitz