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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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Drei Ofenwinkel
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0147

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INNEN-DEKORATION

129

A. UND E. KÖNIGSBAUER —MÖNCHEN »OFEN MIT ALTEN KACHELMOTIVEN« - H. W. MICHEL-DÜSSELDORF »KARTENRE1TER-SCHRANK«

DREI OFENWINKEL

Es gibt in der Geschichte des künstlerischen Ge-
staltens geheimnisvolle Zusammenhänge zwi-
schen gewissen Werkstoffen und gewissen Zeiten
oder Geisteslagen der Völker. Der gotische Künstler
drückt sich wunderbar frei und angemessen im Ma-
terial des farbigen Glases aus; aber obwohl seine Lei-
stungen allen nachfolgenden Geschlechtern vor Augen
stehen, bringen die späteren Jahrhunderte kaum et-
was Vergleichbares hervor. In vielen anderen Zwei-
gen des Kunsthandwerks gibt es ähnliche Erschei-
nungen. Konnte auch in allerneuester Zeit manches
Gebiet zurückerobert werden, das rettungslos ver-
loren schien - man denke an erfreuliche Entwick-
lungen im Felde der Stickerei, der Gobelinkunst, der
Buchkunst -, so ändert das doch nichts an der Tat-
sache, daß wir zum Beispiel vor gewissen Abschnit-
ten alter keramischer Kunst das Gefühl einer beson-
ders herzhaften, quellfrischen Begegnung zwischen
dem bestimmten Material und dem bestimmten Zeit-
und Menschencharakter haben. Freiwillig, wie in
lustvollem Spiel schicken sich Gemüt, Geist, Hand
und Werkstoff zusammen und bringen eine Kunst

der Fliese, der farbigen Wand- und Ofenkachel her-
vor, die in ihrer Art so unüberbietbar bleibt wie jene
alte Glaskunst. Ein großer Fortschritt ist aber in
neuester Zeit gegenüber dem 19. Jahrhundert er-
arbeitet: wir haben wieder gelernt, an den Vorbildern
zu lernen! Das beweisen auch die drei Ofenwinkel
aus der kunsthandwerklichen Abteilung der Münche-
ner Ausstellung. Der Stilofen von A. und E. Königs-
bauer-München (Abb. oben) nimmt ein Kachelmotiv
des 18. Jahrhunderts auf und bringt den Reiz der
farbigen, vorwiegend in Flaschengrün gehaltenen
Zeichnung vortrefflich zur Geltung. Ringsum ist eine
Gerätewelt, die geistig aufs schönste mit dieser Ofen-
gestaltung übereinstimmt. Der massive NuRbaum-
schrank (von H. W. Michel-Düsseldorf und den Werk-
stätten A. Bode-Kassel) schmückt seine zwölf Felder
mit bunten Spielkartenfiguren und deutet damit
freundlich auf seinen Zweck: Aufbewahrung von
Spielgerät. Eine stilgemäße Beisteuer zu dem Winkel
bilden auch der gemütliche Polstersessel mit hand-
gewebtem, braun gemustertem Beiderwandbezug und
der tüchtige eichene Kreuzfußtisch (beides vom Deut-
 
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