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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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Mayreder, Friedrich: Zweckform und "Stil"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0150

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INNEN-DEKORATION

Ja, beinah ist es hoffnungslos, wie fest auch den
Heutigen noch immer der Begriff des Stils in Hirn
und Gliedern sitzt. »Stil«, das ist ein Gewand oder
vielmehr ein Kostüm, das dem mehr oder weniger
fertigen Bau oder Möbel übergestülpt wird, wobei der
Architekt den Kostümschneider spielt. Ferner - mit
einem anderen Bild: Stile sind erlernbar wie fremde
Sprachen. Endlich: es gibt ihrer so und so viele (einer
davon ist der »moderne«), sie stellen sozusagen ein
unentrinnbares Entweder - Oder dar.

Wir wissen heute - jedes gute Kleinhaus sagt es,
jedes bescheidene Möbel, das lebendig im Heute wur-
zelt -, daß Stil (wenn schon das Wort gebraucht
werden soll) nicht an der Außenfläche klebt, sondern
in der Substanz haftet. Er kann nicht willkürlich er-
lernt noch überhaupt bewußt geübt werden. Daß dies
möglich wäre, war der große Irrtum des sog. Jugend-
stiles, an dem er scheitern mußte. Seine Schöpfer und
Jünger waren beflissen, ihn mit Reißschiene und
Kurvenlineal zu erfinden. Und derlei ist unmöglich.

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