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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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Cranach-Sichart, Eberhard von: Zur Neugestaltung des Münchner Künstlerhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0164

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146

INNEN-DEKORATION

aus dem cafe im ersten stock des kqnstlerhauses »sofaplatz« gemälde von prof. thöny

auch das Gemach, in dem man trinkt, muß wie das
Trinkgefäß damit harmonieren: Wo Bier ausge-
schenkt wird, bedarf der Raum einer gewissen Be-
häbigkeit - deshalb ist das Kellergeschoß (Abb.
S. 150-155, 157, 158) teils gewölbt, teils mit Holz
verkleidet -, er bedarf kräftiger Tische, lederbezo-
gener Stühle und Armsessel, in denen auch ein
schwerer Mann gut sitzen kann und sich heimisch
fühlt. In solchem Raum muß ein breites Lachen mit-
schwingen, muß Zigarrenrauch sich kräuseln dür-
fen - es ist das Reich des Mannes. — Das Cafe im
ersten Stock dagegen ist das Reich der Frau (Abb.
S. 146 — 149, 156). Die Möbel sind zarter gestaltet,
die Stoffe der Bezüge, Vorhänge, Wandbespannungen
heller und duftiger getönt, statt Zirbelholz bedeckt
Schleiflack die Pfosten, Pfeiler und Deckenleisten.
Der Mittelraum öffnet sich in Nischen und Buchten,
aus denen intimes Teegeplauder dringt - Zigaretten-
duft, vermischt mit einem Wölkchen Lavendel,
schwebt über den Köpfen und — nicht vergeblich
warten die Gäste: diskrete Geigenpassagen klingen
auf, und schon drehen sich in der freien Mittelfläche
tanzende Paare. Ein bißchen Cocktail, Lippenstift

und Flirt - warum nicht? München ist ja neben
vielem anderen auch eine moderne Großstadt.

Zwischen Leichtbeschwingtheit oben und Erden-
schwere unten aber in der Mitte die angeregte Unter-
haltung, die schöne Gastlichkeit, die diskrete Ele-
ganz: das Weinrestaurant im Erdgeschoß. In seinem
Bereich haben beide Geschlechter gleiche Geltung.
Kann es eine sinnvollere Anordnung geben als diese?
— Aber wo befinden sich die Wirtschaftsräume, die
Küchen, Anrichten usw. ? Der Besucher sieht und
hört nichts davon, und so soll es auch sein; sie sind
geschickt verborgen und doch überall in der Nähe. -

So darf die Münchner Künstlerschaft ein Haus ihr
eigen nennen, das allen Anforderungen in glück-
lichster Weise entspricht. Ein Haus der Kamerad-
schaft ist es geworden, zu dem alle Mitglieder der
Kulturkammern Zutritt haben, ein Geschenk an die
Künstler allein. Darüber hinaus aber ein symboli-
scher Hort, in dem Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft zusammengefaßt sind, und ein Denkmal der
Freundschaft von Stadt und Künstlern: die Künstler
leben und schaffen zur Ehre Münchens, und die Stadt
will es ihnen vergelten und danken. - e. v.c.-s.
 
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