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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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Raumgestaltung in der Mietwohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0183

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INNEN-DEKOR AT ION

165

DETAIL DES MUS1KZ1MMERSCHRANKES S. 167 ENTWURF: H. A. BURGARDT — DÜSSELDORF

RAUMGESTALTUNG IN DER MIETWOHNUNG

Raumgestaltung erschöpft sich nicht im Zeichnen auch unter den Raumvoraussetzungen der durch-
von Möbeln und in deren Anordnung im Zim- schnittlichen Mietwohnung zum Ziel kommen kann,
mer. Sie erfüllt ihren Begriff erst da, wo sie eine Die Mietwohnung muß für viele passen; es ist ge-
schöpferische Tätigkeit ist, gerichtet auf etwas Gan- radezu ihre Tugend, daß sie sich nicht von vorn-
zes an Raumbild, das mit fachlichen Mitteln aus mehr herein zu stark individualisiert. Aber ist sie dann
oder minder günstigen Gegebenheiten entwickelt von einem bestimmten Menschen in Besitz genom-
wird. Bei gemieteten Räumen sind diese Gegeben- men, so muß dieser wünschen, daß die Räume sich
heiten meist weitgehend neutral, unpersönlich, ge- freundlich zu ihm bekennen. Der Architekt, der ihm
staltlos. Gerade deshalb wird der Innenarchitekt an dazu verhilft, tut ihm einen wichtigen Dienst; und
ihnen dankbare Gelegenheiten zur Entfaltung ge- in den meisten Fällen wird er damit auch dem Nach-
stalterischer Kräfte finden. Er wird sich aufgerufen folger in der Mietwohnung einen Gefallen tun.
fühlen, im Unpersönlichen das Persönliche, im Un- Nehmen wir einen von Burgardt bearbeiteten Fall,
bestimmten das Besondere, im bloß Notwendigen und Das Speisezimmer (Abb. S. 164) und das Musikzim-
Notdürftigen das Wohnliche herauszuarbeiten. Er mer (Abb. S. 166) lagen ursprünglich als selbstän-
wird sich zu dem, was ihm der Mietraum an Stoff dige, getrennte Räume nebeneinander, gleichmäßig
liefert, bildhauerisch verhalten; er wird in diesem viereckig und langweilig. Der Architekt nahm nun
Stoff Werte darstellen, die dieser noch nicht hat und von der Trennungswand ein breites Mittelstück her-
die er doch braucht, um Wohnung, d. h. Lebens- aus (an der Stelle, wo auf Abb. S. 164 die Vitrine
umweit einer bestimmten Menschengruppe zu sein. steht) und schuf so einen großen Einheitsraum von
Die Raumschöpfungen des Düsseldorfer Archi- fesselnder Gesamtwirkung. Für den Speisezimmer-
tekten H. A. Burgardt, von denen unsre Bilder- Abteil wurde durch diesen Eingriff eine tiefe, breite
folge berichtet, sind alle in Mietwohnungen durch- Fensternische, für den andern Raum eine etwas
geführt (es handelt sich meist um Erstwohnungen flachere, behagliche Sofanische gewonnen, welche
junger Ehepaare). Sie zeigen auf fesselnde Weise, mit Tisch und zwei Polstersesseln eine ideale Sitz-
wie ein Architekt, der seiner Aufgabe der Raum- ecke bildet. Die erwähnte kommodenhohe Vitrine
gestaltung geistig und technisch gewachsen ist, zwischen beiden Raumteilen deutet die Gliederung
 
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