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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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Gretsch, Hermann: Deutsches Wohnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0243

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INNEN-DEKORATION 225

»ESSZIMMER IN NUSSBAUM NATUR« ENTW. UND AUSF. FELZER & STAHL-BERLIN, HANDWEBTEPPICH: WEINBERGER

DEUTSCHES WOHNEN

VON DR. HERMANN ORETSCH-STUTTGART

Den Begriff »Deutsches Wohnen« klar zu um-
reißen ist schwer. Auch wenn wir von den
vielen dem Innenraumgestalter heute gestellten Son-
deraufgaben absehen, müssen wir bedenken, daß es
sich hierbei um drei in der Praxis häufig ineinander
übergehende, im Grunde jedoch sehr verschiedene
Lebensformen handelt.

An ersterStelle wäre das bäuerliche Wohnen
zu betrachten. Jahrhundertelang war die Lage des
Bauernhauses, der Grundriß, die verwendeten Bau-
stoffe und ihre Verarbeitung, die Form der Möbel
und Geräte ein getreues Spiegelbild des bäuerlichen
Lebens. Trotz aller Zweckgebundenheit war aber das
Bauernhaus und seine Einrichtung nicht nur prak-
tisch, sondern auch schön. Die Tatsache, daß sich der
Bauer bei allem, was er gestaltet, an ewig gültige
ästhetische Gesetze hielt, war am Ende der Grund,
warum sein Haus, seine Möbel und Geräte so natür-
lich und landschaftsgebunden waren.

Entgegen der städtischen Wohnung wird das
Bauernhaus nicht bewohnt, sondern bewirtschaftet.

Seine Einrichtung wird für Generationen geschaffen,
weshalb der Bauer zu allen Zeiten einen Teil der
Möbel als einen festen Bestandteil des Hauses be-
trachtete. Die Aufgabe, die in den nächsten Jahren
hier gelöst werden muß, ist die Beseitigung des Ver-
derblichen Einflusses der sinnlosen, rein auf Prunk
und Pracht abgestellten städtischen Möbel.

Das Siedlerhaus ist, wenn wir von rein städti-
schen Verhältnissen absehen, Wohn- und Wirt-
schaftsstätte zugleich. Es ist ein Mittelding zwischen
Bauernhaus und städtischer Wohnung; eine Tatsache,
die für die Gestaltung der Möbel, die Zusammenstel-
lung der Geräte und die Aufteilung des Gartens von
weittragender Bedeutung ist. Um die finanzielle Bela-
stung des Siedlers zu verringern, ist bei der Planung
des Hauses äußerste Sparsamkeit notwendig. Da für
technische Einrichtungen, wie Gas, Wasser, Elektri-
zität, Entwässerung u. a. m. gegenüber früher nicht
unerhebliche Mehrausgaben entstehen, sind die
Räume wesentlich kleiner geworden. Um so wichtiger
ist es deshalb, daß der Hausrat in Größe und Form
 
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