232
INNEN-DE KO RAT ION
das Repräsentationsbedürfnis bei uns allen festsitzt. wurden bestellt, wie man sie für seine Verhältnisse
Was wir brauchen, sind Möbel, die in ihrer An- brauchte. Die Auswahl an fertigen Möbeln war in
Ordnung nicht streng gebunden sind, sondern die der Regel gering. Alles jedoch, was angeboten wurde,
beim Wohnungswechsel Anpassungsfähigkeit an war zweckmäßig und formschön. Was jene Menschen
andere Raumverhältnisse haben und die vor allem damals umgab, war ihr Hausrat, ein Stück ihrer
eine Ergänzung und Erweiterung beim Wachsen der Umgebung, die in allen Einzelheiten den persön-
Familie und bei Änderung der wirtschaftlichen Ver- liehen Wünschen entsprach. Weite Kreise haben
hältnisse zulassen. heute dieses enge Verhältnis zu den Möbeln und
Voraussetzung ist allerdings, daß die Dinge, die Geräten nicht mehr. Unser Hausrat ist zur Ware
wir zur Einrichtung unserer Wohnräume brauchen, geworden, zu dem sie keine innere Beziehung mehr
nicht jedes Jahr vollständig anders aussehen. Dies haben; die sie verbrauchen, wegwerfen und bedenken-
auch schon deshalb, weil Gegenstände, die man für los durch andere Stücke ersetzen,
lange Zeit erwirbt, dem Modischen weitgehend ent- Die Arbeit, die auf dem Gebiet des Wohnens in den
rückt sein und nicht den Geist jener rassefremden nächsten Jahren geleistet werden muß, ist sehr um-
Sucht nach Sensation haben sollen, der den Hand- fangreich. Auf der einen Seite werden wir immer
werker, Fabrikanten und Händler zwingt, zu jeder wieder das Schlechte bekämpfen müssen, denn nur
Saison etwas Neues zu bringen. Mit andern Worten: dann können sich die guten Ansätze auswirken, die
bei der Weiterentwicklung unseres Hausrats werden wir in den letzten Jahren feststellen können. Neben
wir versuchen müssen, das brauchbarste und er- der Sorge um einfache, schlichte, gut durchgestaltete
probteste aus früheren Zeiten beizubehalten und Möbel werden aber bei der Ausstattung von reprä-
daran nur dort etwas zu ändern, wo tatsächlich eine sentativen Räumen und in den Bauten der Gemein-
Verbesserung nötig ist. Schaft wie in früheren Zeiten auch reichere kunst-
Im Mittelalter, in der Barockzeit und noch in dem handwerkliche Arbeiten Geltung haben. Die Vor-
uns nicht allzu fernen Biedermeier, also zur Zeit aussetzung für solche Spitzenleistungen ist aber,
unserer Groß- und Urgroßeltern, wurden die Möbel daß die Möbel und Geräte, die wir im Alltag brauchen,
und Geräte vom Handwerker gefertigt. Die Stücke eine einheitliche und klare Haltung zeigen. - h. o.
hermann gretsch —stuttgart »wartezimmer eines arztes« ausf. edwin renker —leipzig
INNEN-DE KO RAT ION
das Repräsentationsbedürfnis bei uns allen festsitzt. wurden bestellt, wie man sie für seine Verhältnisse
Was wir brauchen, sind Möbel, die in ihrer An- brauchte. Die Auswahl an fertigen Möbeln war in
Ordnung nicht streng gebunden sind, sondern die der Regel gering. Alles jedoch, was angeboten wurde,
beim Wohnungswechsel Anpassungsfähigkeit an war zweckmäßig und formschön. Was jene Menschen
andere Raumverhältnisse haben und die vor allem damals umgab, war ihr Hausrat, ein Stück ihrer
eine Ergänzung und Erweiterung beim Wachsen der Umgebung, die in allen Einzelheiten den persön-
Familie und bei Änderung der wirtschaftlichen Ver- liehen Wünschen entsprach. Weite Kreise haben
hältnisse zulassen. heute dieses enge Verhältnis zu den Möbeln und
Voraussetzung ist allerdings, daß die Dinge, die Geräten nicht mehr. Unser Hausrat ist zur Ware
wir zur Einrichtung unserer Wohnräume brauchen, geworden, zu dem sie keine innere Beziehung mehr
nicht jedes Jahr vollständig anders aussehen. Dies haben; die sie verbrauchen, wegwerfen und bedenken-
auch schon deshalb, weil Gegenstände, die man für los durch andere Stücke ersetzen,
lange Zeit erwirbt, dem Modischen weitgehend ent- Die Arbeit, die auf dem Gebiet des Wohnens in den
rückt sein und nicht den Geist jener rassefremden nächsten Jahren geleistet werden muß, ist sehr um-
Sucht nach Sensation haben sollen, der den Hand- fangreich. Auf der einen Seite werden wir immer
werker, Fabrikanten und Händler zwingt, zu jeder wieder das Schlechte bekämpfen müssen, denn nur
Saison etwas Neues zu bringen. Mit andern Worten: dann können sich die guten Ansätze auswirken, die
bei der Weiterentwicklung unseres Hausrats werden wir in den letzten Jahren feststellen können. Neben
wir versuchen müssen, das brauchbarste und er- der Sorge um einfache, schlichte, gut durchgestaltete
probteste aus früheren Zeiten beizubehalten und Möbel werden aber bei der Ausstattung von reprä-
daran nur dort etwas zu ändern, wo tatsächlich eine sentativen Räumen und in den Bauten der Gemein-
Verbesserung nötig ist. Schaft wie in früheren Zeiten auch reichere kunst-
Im Mittelalter, in der Barockzeit und noch in dem handwerkliche Arbeiten Geltung haben. Die Vor-
uns nicht allzu fernen Biedermeier, also zur Zeit aussetzung für solche Spitzenleistungen ist aber,
unserer Groß- und Urgroßeltern, wurden die Möbel daß die Möbel und Geräte, die wir im Alltag brauchen,
und Geräte vom Handwerker gefertigt. Die Stücke eine einheitliche und klare Haltung zeigen. - h. o.
hermann gretsch —stuttgart »wartezimmer eines arztes« ausf. edwin renker —leipzig