Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0308
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Bender, Ewald: Eine Schöne Wohnung: neue Möbel und Malereien von Ruth Hildegard Geyer-Raack, Berlin
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INNEN-DE KORATI ON
der Augen da zu sein, nicht anders als die Blumen
in der Tischvase. Ein beschwingter und heiterer
Raum, geeignet zur Geselligkeit an festlicher Tafel,
aber auch intim genug für das tägliche Beisammen-
sein am Familientisch (Abb. S. 293-295).
Der Ankleideraum, geräumig und bequem, mit
graurosa Wänden, hellen Ahornmöbeln; der Sesse
mit schwarzem Seidenbezug steht auf weißem Schaf-
wollteppich. Im Schlafzimmer, das klein sein darf,
da ein komfortabler Brause- und Baderaum angrenzt,
kehrt das Schwarz als Lederverkleidung der Kopf-
und Fußflächen der Bettgestelle (durch Goldknöpfe
belebt) wieder. Weitab von jeder Schwere - sogar
der große Schrank wird durch Glasfronten »leicht«
gemacht - entbehren die Möbelformen doch nicht
jener charakteristisch straffen, fast strengen Haltung,
wie wir sie in andrer Abwandlung schon in den vorher
erwähnten Räumen antrafen (Abb. S. 296-298).
Jedes Einzelmöbel bekennt sich durch einfache
Formung, klaren Aufbau und gute Maßverhältnisse
zu den allgemeinen Gestaltungsgrundsätzen unserer
Zeit. Darüber hinaus äußert sich ein persönlich-
fraulicher, sehr wirkungssicherer Geschmack in Pro-
portionierung und Linienführung, in der Wahl er-
lesener Werkstoffe und Farben, die sich manchmal
in reizvoll-gewagten Kontrasten bewegen, auch in
der Art, wie sich alles einzelne bis zum Wand-
anstrich und der Fensterdekoration in einer Har-
monie von eigenartigem Wohllaut zusammenfindet.
Frau Geyer-Raack komponiert mit dem Instru-
ment der Farbe, mehr noch: diese wird ihr, der
Malerin von Haus aus, zum Fundament des Raum-
aufbaus. So begegnen wir Effekten, die nur derjenige
wagen darf, der über viel Empfindung und Anmut
der Hand verfügt und sich im übrigen auf seine
künstlerische Intuition unbedingt verlassen kann.
In einer Zeit, in der Partei und Staat eine an
edlen klassischen Vorbildern ausgerichtete, sehr re-
INNEN-DE KORATI ON
der Augen da zu sein, nicht anders als die Blumen
in der Tischvase. Ein beschwingter und heiterer
Raum, geeignet zur Geselligkeit an festlicher Tafel,
aber auch intim genug für das tägliche Beisammen-
sein am Familientisch (Abb. S. 293-295).
Der Ankleideraum, geräumig und bequem, mit
graurosa Wänden, hellen Ahornmöbeln; der Sesse
mit schwarzem Seidenbezug steht auf weißem Schaf-
wollteppich. Im Schlafzimmer, das klein sein darf,
da ein komfortabler Brause- und Baderaum angrenzt,
kehrt das Schwarz als Lederverkleidung der Kopf-
und Fußflächen der Bettgestelle (durch Goldknöpfe
belebt) wieder. Weitab von jeder Schwere - sogar
der große Schrank wird durch Glasfronten »leicht«
gemacht - entbehren die Möbelformen doch nicht
jener charakteristisch straffen, fast strengen Haltung,
wie wir sie in andrer Abwandlung schon in den vorher
erwähnten Räumen antrafen (Abb. S. 296-298).
Jedes Einzelmöbel bekennt sich durch einfache
Formung, klaren Aufbau und gute Maßverhältnisse
zu den allgemeinen Gestaltungsgrundsätzen unserer
Zeit. Darüber hinaus äußert sich ein persönlich-
fraulicher, sehr wirkungssicherer Geschmack in Pro-
portionierung und Linienführung, in der Wahl er-
lesener Werkstoffe und Farben, die sich manchmal
in reizvoll-gewagten Kontrasten bewegen, auch in
der Art, wie sich alles einzelne bis zum Wand-
anstrich und der Fensterdekoration in einer Har-
monie von eigenartigem Wohllaut zusammenfindet.
Frau Geyer-Raack komponiert mit dem Instru-
ment der Farbe, mehr noch: diese wird ihr, der
Malerin von Haus aus, zum Fundament des Raum-
aufbaus. So begegnen wir Effekten, die nur derjenige
wagen darf, der über viel Empfindung und Anmut
der Hand verfügt und sich im übrigen auf seine
künstlerische Intuition unbedingt verlassen kann.
In einer Zeit, in der Partei und Staat eine an
edlen klassischen Vorbildern ausgerichtete, sehr re-