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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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Henniger, Hans: Bekenntnis zur Tradition: neue Räume von Professor Gregor Rosenbauer
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0372

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354 INNEN-DEKO RAT ION

»BQFFETN1SCHE IM SPEISEZIMMER HAUS S.-STETTIN« UNTERTEIL: SANDFARBENER SCHLEIFLACK, PLATTE: SEQUOIAMASER

Typen stehen blieb, sondern stets Wege zu neuen
Lösungen beschritten hat. Es ist jedoch nicht der
Individualismus um jeden Preis, den er sucht, sondern
nur das selbstverständliche Verlangen, für die Dinge
unserer Umgebung, unseres täglichen Gebrauchs,
über die Zweckgestaltung hinaus jeweils die Form
zu finden, die aus ihnen gleichsam beseelte Wesen
macht. Und er ist stark genug, auf eigenen Wegen
zu gehen und verantwortungsvoll genug, um sich
vor Übersteigerungen zu schützen.

Es geschieht nur selten, daß ein Künstler mit sol-
cher Zielsicherheit, stets sich selbst treubleibend,
seinen Weg geht, wie wir es bei Rosenbauer beob-
achten können, der, abgesehen von Peter Behrens,
sich niemals irgendeinem Einfluß gebeugt hat, son-
dern sich logisch entfaltete, da er die Möglichkeiten
zu ständiger Erneuerung in sich selbst fand. Es ist
ein unablässiges geradliniges Fortschreiten in seinen
Arbeiten, auf Wegen, die nicht so sehr voneinander
abzweigen, als sie sich fortsetzen, wie wir es auch an
den hier wiedergegebenen Räumen verfolgen können.
Wenn sie auch nur einen ganz kleinen Ausschnitt

aus seinem reichen Schaffen während der letzten
Jahre wiedergeben, dürften sie doch genügen, um
einen Begriff von der Persönlichkeit des Künstlers
zu vermitteln, der hinter diesen Arbeiten steht.

Zeitlich an erster Stelle müssen die beiden Räume
für den Stettiner Kunstfreund genannt werden, wäh-
rend die Einrichtung für den Schwedischen Konsul
schon eine Weiterentwicklung erkennen läßt, deren
vorläufigen Abschluß jener große Dielenschrank
(Abb. 356-357) bildet, der in seinem Aufbau und
in seinen barocken Abmessungen an jene charak-
teristischen norddeutschen und skandinavischen
»Schapps« erinnert, die neben der Truhe einstmals
die Glanzstücke von Brautausstattungen bildeten,
die die Besitzer voll Stolz mit ihrem Namen ver-
sahen. Noch heute stehen manche dieser breit-
hüftigen und reichverzierten Möbel in den Dielen
alter hanseatischer Patrizierhäuser oder nordischer
Herrensitze und vermitteln dem Beschauer in ihrer
großzügigen Haltung und kostbaren Ausstattung
Ansehn und Lebenshaltung alter selbstbewußter
Kaufmannsfamilien und Adelsgeschlechter.
 
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