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Hofmann, Friedrich Hermann [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (2,4): Bezirksamt Parsberg — München, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.36886#0285

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Kunststatistische Übersicht^

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Hervorzuheben ist weiterhin die guterhaltene romanische Kirche in Oberweiiing,
im quadratischen Turmchor mit romanischem, im Langhaus mit gotischem Gewölbe
des 14. Jahrhunderts. Uber diesem Gewölbe haben sich auch noch Überreste der
ehemaligen romanischen Balkendecke erhalten.
Ganz für sich steht die spätromanische Kirche in Oberpfraundorf mit halb-
runder, gewölbter Apsis, eingeschobenem Chorrechteck und ehemals zwei Osttürmen,
eine Anlage, die auf Einflüsse der berühmten Hirsauer Bauschule zurückgeht.
In vielen Kirchen haben sich aus romanischer Zeit nur noch die Langhaus-
mauern erhalten. So vor allem in Brunn, Daßwang, Pielenhofen, Stettkirchen, Wald-
hausen. In Stettkirchen ist ein romanisches Portal, das einzige reicher dekorierte
aus dieser Stilperiode im Bezirksamte.
Charakteristisch für die meisten dieser Kirchen ist die sorgfältige Mauertechnik,
wie sie in der entwickelten romanischen Periode von der ersten Hälfte des ^.Jahr-
hunderts ab häutig festgestellt werden kann. Besonders schöne Kalksteinquadern
finden sich am Turm der Pfarrkirche in Hohenfels, an den Kirchen von Oberpfraun-
dorf, Oberweiiing, Rackendorf, Schrotzhofen.
Fast ebensoviele Kirchenbauten finden sich aus frühgotischer Zeit, die hier
mit denen der spätromanischen Periode den östlichen Chorturm gemein haben, in
den Details jedoch bereits gotische Bauformen aufweisen. Hierher gehören die
Kirchen in Aichkirchen, Daßwang, Degerndorf, Deuerling, Hardt, Klapfenberg, Langen-
thonhausen, Martinsberg, Neukirchen, Pielenhofen, Rudenzhofen, See, Thonlohe. In
Aichkirchen, Klapfenberg und Pielenhofen hat sich auch das gotische Rippenkreuz-
gewölbe im Chor erhalten.
Dieser großen Zahl frühmittelalterlicher Bauten steht ein fast auffallender Mangel
an einheitlichen Kirchen der entwickelteren gotischen Periode entgegen. Der ein-
zige ganz einheitliche Gewölbebau der Gotik ist die Friedhofkirche in Hohenburg,
noch aus dem späten 14. Jahrhundert. Bei den übrigen spätgotischen Kirchen
des Bezirks dürfte von Anfang an das Langhaus nicht auf Uberwölbung angelegt
gewesen sein, im Gegensatz z. B. zu Oberbayern, wo auch bei kleineren gotischen
Kirchen das Langhaus sehr häufig gewölbt ist. Der Chor allerdings hatte auch
hier in der Regel ein Rippengewölbe. Gotische Kirchen mit polygonen Chorbauten,
deren Rippengewölbe unversehrt geblieben sind, finden sich nur in Beratzhausen
(St. Michael und St. Sebastian), Frauenberg, Granswang, Kittensee, St. Wolfgang.
Die meisten gotischen Kirchen des Bezirks aber haben bei den späteren
Umbauten, die besonders die Einwölbung' und die Veränderung der Fenster betrafen,
in der Hauptsache nur die polygonen Chormauern behalten. So die Pfarrkirchen in
Hemau (von 1477) und Laaber, St. Ottilia in Lutzmannstein, die Kirche in Wald-
hausen und die profanierte Kirche in Laaber.
Wo bei den gotischen Kirchen des Bezirks der Turm aus der gleichen Periode
stammt, hat er meist die Stelle nördlich vom Chor. Ein gotischer Westturm steht
an der später vollständig umgebauten Pfarrkirche in Beratzhausen, sowie an der 1467
gebauten Kirche St. Wolfgang. Hier ist noch zu bemerken, daß die kleineren dieser
Kirchen mit Vorliebe auf Strebepfeiler am Chor Verzicht leisten.
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