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Hofmann, Friedrich Hermann [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (2,4): Bezirksamt Parsberg — München, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.36886#0286

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244

IV. H.-A. Parsberg.

Die gemauerte Westempore begegnet in unserm Bezirke nur einmal, in St. Wolf-
gang beiVelburg von 1467, mit zwei Altarmensen ausgestattet. Außerdem ist überall
die Westempore aus Holz hergestellt.
Einen eigenartigen Bautypus repräsentieren die doppelgeschossigen mittelalter-
lichen Friedhofkapellen auf rechteckigem Grundriß. Solche Kapellen konnten in
Hemau und Oberweiling festgestellt werden, dürftigen Anhaltspunkten nach wohl beide
noch aus dem 13. Jahrhundert stammend. Spätere gotische Friedhofkapellen mit zwei
Geschossen sind in Beratzhausen (St. Michael) mit gotischem Chor und in Breiten-
brunn, letztere erst 1500 erbaut. Ein sehr spätes Beispiel einer solchen Anlage
bietet die 1728 erbaute Seelenkapelle in Gtinching, ein Oktogon mit Gruftkirche.
Ein gotischer Zentralbau ist die 1386—1401 erbaute Kirche St. Sebastian bei
Breitenbrunn, durch spätere Umbauten teilweise verändert. Hervorgehoben werden
darf vielleicht gerade bei dieser Kirche die Beobachtung, daß schon der gotische
Architekt oder sein Auftraggeber auf die malerische Wirkung der Kirche auf hohem
Kalkfelsen mitten in einem freundlichen Wiesental Bedacht genommen zu haben
scheint.
Aus nachgotischer Zeit haben sich wenige bedeutende kirchliche Bauten erhalten.
Die Pfarrkirche in Velburg, die jetzt drei Schiffe hat, wurde erst im Laufe der
späteren Jahrhunderte aus einer einschiffigen gotischen Anlage zu einer dreischifhgen
ausgestaltet.
Aus der Zeit um 1600 erscheint ein architektonisches Motiv beachtenswert,
achteckige Turmaufsätze mit romanisierenden rundbogigen Blendarkaden. Solche
Türme sind in Adertshausen, Eupburg, Stettkirchen; der in Impburg* ist fest datiert
von 1597. Das Motiv kehrt im Bezirksamt gleichzeitig auch an Profanbauten wieder.
Vgl. S. 248.
Der gotisierenden Bauperiode zu Anfang des 17. Jahrhunderts gehört die
1603—1607 erbaute Friedhofkapelle in Hemau an.
Das 18. Jahrhundert hat ebenfalls keine besonders bedeutenden Kirchen im
Bezirk geschaffen. Handelte es sich doch auch damals in den meisten Fällen nicht
um vollständige Neubauten, sondern in der Hauptsache nur um Vergrößerungen und
Umbauten älterer Anlagen. Zu den wenigen ganz einheitlich von Grund auf neu
erbauten Kirchen dieser Epoche zählen vor allem die beiden großen Wallfahrtskirchen
Eichelberg (1697—1711) und Habsberg (1763—1773). Auch Albertshofen bei Hemau
(1763) und Altenveldorf, die Mariahilfkirche in Beratzhausen (1735), Hohenschambach
sind in der Hauptsache einheitliche Bauten des 18. Jahrhunderts.
Dagegen hat das Problem des Umbaues der zu klein oder zu unscheinbar
gewordenen mittelalterlichen Kirchen auch hier wie anderwärts mannigfache Lösung
gefunden. Dabei ist interessant zu beobachten, wie sich der Architekt stets zu
helfen sucht, um möglichst viel Mauerwerk von der alten Kirche zu erhalten und
für seinen Neubau zu verwerten. So ergeben sich mancherlei Grundrißvariationen.
Meist herrscht, gotischen Reminiszenzen folgend, bis gegen Mitte des r8. Jahr-
hunderts der polygone Chorschluß vor, so in Hohenburg (Alarktkirche, 1663—1664),
Velburg (Spitalkirche und Friedhofkirche, 17. Jahrhundert), St. Sebastian bei Hohen-
fels (1687 —1690), Stettkirchen (1691), Hollerstetten (um 1700), Maierhofen (1713),
 
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