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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 1
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Meier-Graefe, Julius: Handel und Händler, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0040

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kaufte seiner Zeit „die Ehebrecherin vor Christus"'
auf Grund einer Analyse Bodes, von Sedelmeyer
in Paris für eine recht erhebliche sechsstellige
Summe. Das tieftraurige Bild galt selbst in der
Heimat Bodes nicht für echt und fand deshalb auf
der denkwürdigen Auktion Weber in diesem Jahre
keinen Liebhaber. Das Zettelchen mit der Analyse
war verloren gegangen. Zum Glück war der vor-
treffliche Sedelmeyer wieder da. Er rettete den
Schinken mit 40 000 Mk., was für einen Rembrandt
nicht zu viel ist. Sedelmeyer bringt ihn nach
Amerika, und auf einmal ist wieder ein Zettelchen
da. Herr Walker inMinneapolis, der schon allerlei
Kuriositäten des Kunsthandels besitzt, soll 250000
Dollars dafür gezahlt haben. Für das Zettelchen.
Es giebt verzweifelt viele Bilder mit Zettelchen
und man kann den Sammlern dieser Kategorie nur
empfehlen, sich die Papierchen sauber binden zu
lassen. Eines Tages — fern sei er uns, denn es ist
nicht abzusehen, was dann alles geschieht! — eines
Tages werden sie vor den Papierchen sitzen wie
der gehörnte Ehemann vor den Liebesbriefen der
entwichenen Gattin.

Aber auch wenn man von den Gewalten
solcher Laboratorien absieht, was leichter ge-
sagt als getan ist, bleibt die Geschichte ver-
worren genug. Die Instinkte der Sammler ent-
ziehen sich der Kontrolle. Sie sind alles andere
nur nicht ästhetischer Art, wenigstens nicht be-
dingungslos ästhetischer Art, können es auch
gar nicht sein. Es kauft jeder einmal ein massi-
ges Bild oder lässt einen wunderbaren Fund aus.
Warum? Weil er an dem Tage schlecht ge-
launt war, weil ihn seine Frau geärgert hatte,
weil die Gicht im Fusse rumorte. Er kauft ein
Meisterwerk nicht, weil es um drei Zentimeter
das Sofa überschneidet oder weil er sonst den
Cuyp weghängen müsste, den Cuyp, der gar
kein Cuyp ist, den er selbst schon längst nicht
mehr für einen Cuyp hält, aber ohne den er
sich nun einmal den gelben Salon nicht denken
kann, ganz abgesehen davon, was der einfältige
X oder Y dazu sagen würde. Die Formatfrage
ist wichtiger als alles andere. Die deutsche
Malerei kann schon deshalb nicht in Paris
heimisch werden, weil deutsche Formate in
Pariser Zimmern undenkbar sind. Wo die
Riesengemälde, die man alljährlich im Salon
sieht, hinkommen, ist ein unlösbares Rätsel.
Viele französische Meisterwerke, die seit den
neunziger Jahren zu auflallend niedrigen Prei-

sen nach Deutschland gelangt sind, waren nur
so billig, weil sie das normale Format über-
stiegen. Der französische Sammler will mit seinen
Bildern plaudern können und womöglich hand-
greiflich werden, pflastert am liebsten die Wand
mit kleinen Stücken bis zur Decke, die zum Glück
nicht hoch ist. Das Plauderbedürfnis ist nicht von
der Möglichkeit des Betrachtens abhängig. Die
wenigsten Bilder können gesehen werden. Man
kennt sie.

Und dann die gewissen Trägheitsmomente. Da
hing in London viele Jahre ein himmlischer Pous-
sin. Nicht wenig Leute kannten ihn und wussten,
er war zu haben. Er galt, man wusste nicht recht,
warum, für ein Schulbild. Die paar hundert Pfund
die man dafür verlangte, waren selbst für ein
Schulbild nicht unerschwinglich. Und jeder sagte
sich: übrigens ist es wahrscheinlich ein eigenhän-
diger Poussin. Nickte und sprach von etwas anderem.
Poussin gehört nun einmal zu den Seltenheiten
und deshalb interessiert sich niemand für ihn.
Plötzlich kommt eines Tages ein fixer Pariser nach
London, kauft das Bild zu einem viel höheren

J. B. SEELE, BILDNIS. IöII

SAMMLUNG SCHLEICHER

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