Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Kunstausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0077

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
und Samberger gefeiert sehen, bedeutet das für den
Nachwuchs Warnung! Und doch zwischen dem ewigen
Einerlei manches Erfreuliche: Weisgerber, von den
Jüngeren zweifellos der Begabteste, kommt im Streben
nach formaler Einheitlichkeit zu schönen Resultaten,
Künstler, wie Schramm-Zittau (mit einem farbenleben-
digen Affentheater), Lehmann, Groeber, Seyler be-
kunden innerliche Entwicklung in der allgemeinen
Stagnation, unter den bisher Unbekannten tritt Leopold
Durm als eine der stärkeren Begabungen mit einem
Porträt in Blau und Weiss entgegen. Von den Nicht-
münchnern (man nennt sie hierzulande „Ausländer")
verdient Spiro unstreitig den Preis. Ganz ausgezeichnet
ist die Plastik; es scheint in der That, dass wir auf diesem
Gebiet wenigstens einer gleichmässig ausgesprochenen
Entwicklung durch Abkehr von Hildebrand und dem
Eklektizismus seiner Schüler entgegengehen.

In der modernen Galerie fand eine Ausstellung von
frühen Werken Habermanns statt, die in überraschender
Weise für die Selbständigkeit und Leichtigkeit nach der
koloristischen Seite dieses durchaus für sich stehenden
besten Münchner Malers der Gegenwart Zeugnis abgab.

In der Galerie Heinemann war eine sehr instruktive
Ausstellung von Bildern Goyas und seines Epigonen
Lucas. U.-B.

PRAG
Im Künstlerbaus Rudolfinum ist eine interessante und
feinsinnig zusammengestellte Gemäldeausstellung zu
sehen: die Kunst am Hofe Rudolf des Zweiten. Unter
dieser Devise finden wir kostbare Objekte vereinigt,
die aus den Gemälde-Galerien des österreichischen
Kaiserhauses in Wien, des Erzbischöflichen Konsisto-
riums am Hradschin zu Prag, der Klöster Strahov, Tepl
und des österreichischen Hochadels stammen. Kaiser
Rudolf bevorzugte nebst Dürer, die Niederländer und
einige Italiener. Hans de Monte und Barth. Spranger sind
in dieser Galerie besonders stark vertreten. Der Letztge-
nannte, in Antwerpen geboren, hatte in Prag sogar eine
zweite Heimstätte gefunden, die Tochter eines Klein-
seitner Goldschmiedes geheiratet und wurde im Jahre
15/84 zum Kammermaler ernannt. Übrigens war er
nicht der einzige, der fremdländischen Künstler, die
unter Rudolf II. in Prag ihren ständischen Wohnsitz
nahmen, Paulus van Vianen, Peter Stevens waren hier
so gut ansässig, wie die in ganz bestimmter Zeitfolge wie-
derkehrenden Hans von Aachen, Adrian de Vries und
eine ganze lange Reihe anderer. Und zwischen diesen
Männern der Kunst wandern zwei stille Gelehrte, die
auch Weltruf erlangt hatten: Tycho de Brahe und Keppler.

Die Rudolfinische Kunstkammer hat aber auch Correggio
und Tizian und besonders einige köstliche Werke von
Jan Brueghel zu vereinigen gewusst. - Ferner sehen
wir interessante Porträts damaliger Zeit, wie Coello,
Alonso Sanchez, Jacob Seisenegger und den bestenLand-
schafter der Rudolflnisclien Epoche, Roelant Savery.
Den grösstenReiz der Ausstellung bildet jedoch Albrecht
Dürers berühmtes „Rosenkranzfest". U. R.

ESSEN A. D. RUHR

„Die Industrie in der bildenden Kunst" ist ein Thema,
über das in der letzten Zeit mehrere Ausstellungen
etwas zu sagen hatten. Auf Dresden folgte Essen, und
nun ist Berlin an der Reihe. Die Ausstellung im Kunst-
museum der Stadt Essen (Direktor Gosebruch) umfasste
rund 300 Nummern. Der Veranstaltung ist ein grund-
sätzlicher Wert insofern beizumessen, als ihr erschöpfen-
des Material den augenblicklichen Stand der Lösung des
interessanten Problems zeigt.

Geist vom Geiste jener Industrie, die in der Malerei
eine grosse Verwirrung angerichtet, baut unterdes in
derselben Stadt Essen würdige Häuser. Am Bahnhof
steht ein grosses Handelshaus, und weiterhin in die Stadt
hinein sieht man zahlreiche Monumentalbauten von
grosser räumlicher Kraft. Ein Blick besonders ist ein-
drucksvoll: die gewaltige Kuppel des neuen Synagogen-
Baus (von Koerner), in der gleichen Perspektive ein
Warenhaus (von Kreis) und mehrere Waren- und Bank-
häuser, alle in demselben grossen Stil. In diese Massen
passen sich gut die zyklopischen Gefüge der romanischen
Stiftskirche hinein (X. Jahrhundert), eines interessanten
Baues mit achteckigem Westturm, herrlichem Oktogon
an der Westseite, einem Attium und dahinter schönem
Baptisterium. (Die Kirche ist eine der ältesten Deutsch-
lands. Im Oktogon wurden vor einiger Zeit romanische
Malereien aufgedeckt. Die Goldene Kammer birgt un-
erhört schöne und reiche Werke byzantinischer und
romanischer Gold- und Silberschmiedekunst, Elfenbein-
schnitzereien und Evangeliare. Im hohen Chor steht
eines der schönsten Werke ßarthel Bruyns, ein Haupt-
werk aus seiner mittleren Zeit, ein Flügelaltar mit

reichem Schnitzwerk.)-----Im Südwesten der Stadt liegen

die Kruppschen Kolonien Alfreds- und Friedrichshof.
Im Südosten hat der Beigeordnete Schmidt auf ansteigen-
dem Gelände eine städtebaulich vorzügliche Erschliessung
angeordner. In diesem Komplex liegt die Baugewerk-
schule (von Koerner) und das Gebäude' der Ermscher-
Genossenschaft (von Kreis, und, wie die Baugewerk-
schule, in Beton gebaut) mit einem räumlich und farbig
starken Sitzungssaal. p. JVI.

66

Ä«.
 
Annotationen