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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 2
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Scheffler, Karl: Deutsche Museen moderner Kunst, [3]: die Bremer Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0101

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GUSTAVE COURBET, DIE WOGE

auszubauen galt, die jedenfalls nicht zum Kern
einer modern gerichteten Sammelthätigkeit wer-
den konnte. Man sieht noch jetzt eine Anzahl
jener Kunstvereinsbilder, die langsam in die Depots
zurückzudrängen die peinliche Aufgabe des Direk-
tors ist. Calame, die Achenbachs, Zimmermann,
Rottmann, Samberger, Kauffmann, G. Max, H.
Gude und andere „Meister" dieser Art, gruppiert
um Em. Leutze, der mit dem seinerzeit in vielen
Reproduktionen verbreiteten grossen „Washingtons
Übergang über den Delaware'' vertreten ist: das sind
so die Künstler, die die Bremer Kunsthalle beherrsch-
ten, als Pauli sie übernahm. Es war um so schwie-
riger mit dem Reformwerk zu beginnen, weil es
in Bremen nicht, wie in Hamburg, eine bedeu-
tende lokale Malerschule gegeben hat. Die weni-
gen Bilder von G. E. Papendieck, Joh. H. Menken
und B. Suhrlandt haben kaum einen anderen als
lokalhistorischen Wert. Es kam für den neuen
Direktor vor allem darauf an die Kräfte und die
relativ spärlichen, durch zwei Stiftervereinigungen
vermehrten Mittel nicht zu zersplittern. Pauli ging
vor allem mit kluger Einsicht der Versuchung aus
dem Wege auch alte Bilder zu sammeln und seine
Mittel so zu verzetteln. Er sah ein, dass man
nicht zugleich ein Museum alter und moderner

Kunst machen kann, wenn einem nicht ausser-
ordentliche Möglichkeiten zur Verfügung stehen,
und er beschloss den Erwerb alter Kunstwerke
dem Grundsatz zu unterstellen, dass die Kunsthalle
nur einzugreifen habe, wenn wertvolle alte Werke
aus Bremer Privatbesitz der Stadt erhalten bleiben
sollen. Immerhin verdankt die Kunsthalle diesem
mehr auf Konservierung als auf Sammelthätigkeit
gerichteten Grundsatz den Besitz einiger vorzüg-
licher alter Bilder, einer sehr umfangreichen und
schönen Kupferstichsammlung — etwa 80000
Blätter — und einer Reihe alter Handzeichnungen
von höchstem Wert. Der Besitz an alter Kunst,
so interessant er im einzelnen ist, bestimmt aber
in keiner Weise den Charakter der Kunstsamm-
lung. Das thut vielmehr ein selten entschiedener
und intelligenter Wille zur modernen Kunst. Pauli
muss sich sehr bald darüber klar geworden sein,
um was es sich allein handeln kann, wenn in
lebendiger Weise eine Vorbildersammlung zusam-
mengebracht werden soll. Das beweist nicht nur
die Entscheidung, die er ohne zu deuteln zugunsten
der zeitgenössischen Kunst getroffen hat, sondern
auch die Art, wie er sich mit der unendlich
schwierigen Aufgabe praktisch abgefunden hat.
Eine Gefahr für seine Absichten lag von vorn


 
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