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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 2
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Riesenfeld, E. P.: Das Schloss zu Wörlitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0129

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Noch auf uns machen die gross angelegten
Partien des Parks und deren Übergang in die
umgebende Natur einen wunderbaren Eindruck;
die sentimentalen und romantischen Gegenden wir-
ken freilich teilweise kleinlich und besitzen heute
nur noch historisches Interesse.

Auf die einzelnen im ganzen Park zerstreuten
Baulichkeiten selbst einzugehen, würde zu weit
führen; nur auf eines muss noch bei den unter
Erdmannsdorffs Leitung ausgeführten Arbeiten be-
sonders hingewiesen werden, wodurch diese im
Gegensatz zu vielen am Ende des vorigen Jahr-
hunderts in Deutschland ausgeführten Werken
stehen: die Güte und Gediegenheit in Material und
Ausführung. (Leider ist bei den Renovierungs-
arbeiten im Laufe der Jahre manches nicht in der
Güte der ursprünglichen Ausstattung erneuert wor-
den.) Auch dieses feine Verständnis für handwerk-
liches Können hatte ErdmannsdorfF in England ge-

lernt. Dort hatten sich in der Hand von Zünften
und Gilden die alten Traditionen erhalten, die lei-
der in Deutschland seit dem Dreissigjährigen Kriege
zum Teil verloren gegangen waren. Zwar fehlte in
England die hohe Vollendung im schmückenden
Ornament, wie sie auf dem Festlande vorhanden
war, aber ein gesunder Sinn für handwerkliche
Tüchtigkeit, für alles Gediegene und Konstruktive
hatte sich durch alle Wandlungen des Geschmacks
hindurch noch von der Gotik her erhalten. Den
Sinn für das Echte und Konstruktive zu erwecken
und das Verständnis hierfür vor allem bei den
Handwerkern wieder zu erneuern und zu kräf-
tigen, war Erdmannsdorffs eifrigstes Streben. Die
Ausführung der Putz- und Tischlerarbeiten, die
Treppenkonstruktion und vieles andere stehen
auf einer damals in Deutschland ungewohnten
Höhe, so dass sie noch heut als Beispiel dienen
können.

SCHLOSS WÖRLITZ, ZIMMER IM OBERGESCHOSS

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