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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 3
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Hagemeister, Karl: Karl Schuch: in Ferch und Kähnsdorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0157

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KARL SCHUCH, LANDSCHAFT BEI KÄIINSDORF

IM BESITZ DER KUNSTHANDLUNG KARL HABEKSTOCK, BERLIN

suchte er erst Archi-
tekturen in Verbin-
dung mit Landschaft.
Ein alter Schneider
(Kyburg) bewohnte
ein Haus aus Fach-
werk mit Rohr ge-
deckt. GrüneFenster-
laden auf weissen
Wänden gaben ein
freundliches An-

sehen; und doch, so
ganz auf sich zurück-
gezogen, war es ein-
gezäunt mit einem
Bretterzaun. Im

Hintergrund waren
hohe Bäume. Das
Ganze, wie es Schuch
malte, ist ein Stilleben
von grosser Ton-
schönheit und inner-
halb derselben doch
reich nuanciert. Mit
grosser Liebe ver-
Zurückgekehrt nach Werder sorgte ich in den tiefte er sich in die kleinsten Details und erreichte
nächsten zwei Tagen für die Ausstattung der Woh- die Wirkung absoluter Traulichkeit, die auf jeden
nung. Ich schaffte Betten, Geschirr und alle Gegen- Städter wirkt, wenn er sinnend davorsteht. Be-
stände zum Haushalt. Als wir alles zusammen trachtet man das Bild in der Nationalgalerie, so ists
hatten, nahmen wir einen Wagen und fort gings unverkennbar, dass es mit der Kunst Leibls eben-
nach Ferch. In einigen Stunden war alles einge- bürtig ist, sowie auch mit der von Trübner.
richtet. Eine junge Frau aus dem Dorf holte Eine hervorragende Rolle in den Fercher Bil-

täglich Fleisch, Gemüse u. s. w. aus Beelitz, und dem dieser Zeit spielt der Steg, der das Dorf von
Wein und Bier hatte ich auch eingelegt. Das Werder her erreichbar macht. Dieser Steg, ob-
Kochen übernahm ich selbst, aber die Reinigung die gleich kleiner als so ein Haus, war ihm trotzdem
Frau, die für Verproviantierung sorgte. Anfänglich ein stabiles Stück, dass ihn leichter die Töne der
war die Wirtschaft primitiv, nachdem aber Schuch Landschaft finden liess. Ich glaube, Schuch hat
ein Kochbuch aus Wien kommen liess, wurde die ihn wenigstens zwölfmal gemalt, in allen
Abwechslung grösser. Nach und nach fand meine Stimmungen mit Landschaft dazu, oft skizziert
Kochkunst den Beifall Schuchs, wenn es aber reg- und dann auch weiter ausgeführt,
nete, kochten wir von morgens bis abends. Bücher Ein hervorragendes Stück mit dem Steg ist in

hatten wir genug, um uns auch auf dem Laufenden Hannover. Man sieht, gegen Süden von Werder
zu halten. Pfaus Freie Studien, Konrad Fiedler, kommend: rechts nach hinten zu den Steg, links
Bürger Thore. neben ihm Wasser. Hintergrund Wiese und Wald

Schuch, der doch ein Mann von Welt war, auf ansteigendem Terrain, bei grauer wolkiger Luft,
fand sich sehr leicht in die Verhältnisse. So ein- Die Tonfolge des Terrains, die gesetzmässig der
fach dieselben waren, so war doch die Verpflegung Luft folgt, welche ihre Reflexe auf die Pläne wirft,
sehr gut. Im ganzen war aber doch das Opfer, das ist so folgerichtig, wie bei den alten Holländern
er seiner Kunst brachte, nicht gering. und bei Courbet. Neben diesem hält diese Land-

Dem Ziel Schuchs entsprechend, vom Stilleben schaff stand,
zur Architektur und Landschaft zu kommen, Ein anderes Mal nimmt Schuch einen grossen

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