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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 3
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0191

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aber auch Bronzen, Bilder, Radierungen und was ihm
sonst irgend gefiel, ein Dilettant im alten grossen und
englischen Stil, der selbst radiert und zeichnet. Die
relativ kleine Sammlung von Zeichnungen besteht fast
nur aus kostbaren Stücken, verrät einen wählerischen
fast universellen Geschmack bei persönlicher Vorliebe
für die franz&sische Kunst, für das i S.Jahrhundert und
für Rembrandt.

Die Schätze. Heseltines sind ziemlich bekannt, weil
viele Kunstfreunde Zutritt in das Haus des Sammlers
fanden, und weil gelegentlich dieses oder jenes aus
dem Besitze in London ausgestellt, und manches publi-
ziert worden ist. Als hervorragend reich und gut ver-
treten hebe ich einige Meister hervor. Von Watteau
sind 32 Studienblätter vorhanden! Wenn man bedenkt,
daß in der Doucet-vente letzten Sommer nur 15
Watteau-Blätter waren und wenn man sich entsinnt,
welche Preise sie brachten, beginnt man die phan-
tastisch klingende Ziffer des Einkaufpreises für die
ganze Sammlung zu begreifen.

Von Rembrandt 78 Zeichnungen, darunter be-
sonders geistreiche und besonders bedeutende! Dann
Claude Lorrain mit einer langen Reihe wundervoller
Kompositionen. Dürer mit drei echten Zeichnungen,
der jüngere Holbein, von dem fast nie etwas auf den
Markt gekommen ist, mit mehreren großen Porträr-
studien. Schließlich herrliche Entwürfe von Gains-
borough und von Reynolds und einzelne vortreffliche
Dinge von italienischen Malern. —

Vom Verkauf der Sammlung Albert Jaffe, Hamburg,
bei Rud. Lcpkc notieren wir folgende Preise:

Georg Romney zugeschrieben: Miss Blair, 4100 M.;
Sir W. Buchey: Frauenbildnis 4450 M.; J. Reynolds:
Mutter und Kind 5300; Carlo Cignani: Madonna mit
Kind 4500 M.; Josef Israels: Fischermädchen in den
Dünen 8450 M. Dieses waren die höchsten Preise, die
erzielt wurden. Daneben figurieren eine Menge fast un-
wahrscheinlich kleiner Preise. Es ist eben ein eigen Ding
mit deutschen Sammlungen. Gesamtergebnis 120950 M.

Die Versteigerung der Sammlung J. Friedländer,
Hamburg bei Rudolf Lepke brachte folgende bemerkens-
werte Preise:

E. von Gebhardt: Gruppe aus der Bergpredigt,
4900 M.; L. von Kalckreuth: Kinderszene, 3800 M.;
Franz v. Stuck: die Traube, 5850 M.; G. Courbet:
Landschaft, 6400 M., Landschaft, 6300 M.; Seestück
(Abbildung im Oktoberheft) 13400 M.; U. Hübner:
Seestück 3400 M.; zwei Landschaften 4300 und 41 50 M.;
M. Liebermann, Schafe (Studie) 3100 M., Pferdestudie
3000 M., auf dem Felde (Studie) 2400 M.; W. Trübner:

männliches Bildnis (Abb. im Oktoberhefr) 5650 M.,
Landschaft 4600 M., Damenporträt, 7800 M; L. Corinth:
Mutterglück 4^00 M.; Fr. v. Uhde: Waldhndschaft,
5000 M.; F. Hodler: Weibliches Bildnis 3800 M., drei
Landschaften 3600 M., 4700 M. und 9400 M.,Tänzerin
7950 M.; Cuno Amiet: Winter 1050 M.: Gesamt-
resultat 219695 M.

Vom 3. bis zum 7. Dezember kommt bei Rud.
Lepke die Sammlung Gieldzinski, Danzig, unter den
Hammer. Sie enthält alte Danziger Kunst: Möbel,
Spiegel, Standuhren, Holzschnitzereien, Arbeiten in
Marmor, Elfenbein, Wachs usw., Fayencen, Steingut,
Glas, Arbeiten in Metall, Silber, Email, Fächer,
Porzellan, Miniaturen, Stiche und vieles andere.

KÖLN

Bei Math. Lemßertz (Haustein & Söhne) wird am
11., 12. und 13. Dezember die Sammlung Carl Roettgen,
Bonn versteigert, die Hohskulpturen, Möbel und kunst-
gewerbliche Arbeiten des 13.-17. Jahrhunderts umfaßt.
Paul Clemen schreibt unter anderm im Vorwort des gut
ausgestatteten Katalogs über diese Sammlung folgende
Sätze:

„Es ist die letzte grosse rheinische Kollektion in
privatem Besitz, die ihren Schwerpunkt in der west-
deutschen Kunst findet, nachdem die Sammlung Moest
der vielbeneidete Besitz des Aachener Suermondt-
Museums geworden ist und nachdem Alexander Schnüt-
gen in hochsinniger Weise seine aufgestapelten Schätze
der Stadt Köln übergeben hat.

.....Auf den öffentlichen Auktionen in West-
deutschland, in Holland, Belgien, Frankreich war der
Bonner Sammler ein ziemlich häufiger Gast aber nur
zögernder Käufer. Seine Liebhaberei war es, die Kunst-
werke selbst draussen aufzuspüren, in den ersten Jahr-
zehnten in den Kirchen und Schlössern zumal West-
falens und Süddeutschlands, später bei den kleinen
Händlern und Liebhabern. Monatelange Fahrten führten
ihn durch ganz Norddeutschland bis Danzig hin und
durch Franken, Schwaben und Bayern; vor allem aber
hat er Westfalen und die Rheinprovinz, die er
schwärmerisch liebte, immer wieder durchwandert, am
Niederrhein war ihm fast jedes Dorf, jede Kirche be-
kannt. Dass er lieber kleine Preise zahlte als grosse,
teilte er mit allen Sammlern, die zugleich gute Haus-
väter waren. — In den letzten Jahrzehnten, da klug
gemehrter Reichtum es ihm gestattete, ganz seiner
Sammelleidenschaft nachzugehen, hat er es aber nicht
gescheut, auch ungewöhnliche Aufwendungen zu
machen, wenn es galt, ein ausserordentliches Stück in
seine Sammlung einzureihen......"

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