Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Chronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0194

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ausstellung gezeigten Einzelbildnisse dieses 1816 in
Schwäbisch-Gmü'nd geborenen Malers, der bekanntlich
schon als Junge nach Amerika gekommen ist und dort bei
einem Reynoldschüler gelernt hat. Leutze hat das gross-
formatige Bild, das englische Grazie und schwäbische
Biederkeit vereint, im Jahre 1844 auf der Rückreise von
Italien in Göppingen gemalt. Dass er in der Stuttgarter
Sammlung nicht vertreten ist, darf nicht wundern; der
Direktor dieser Galerie hasst nämlich die „Geschichte"
und halt es deshalb nicht für nötig, die vor nunmehr sechs
Jahren in Berlin gestellten Aufgaben und Anregungen
irgend zu verfolgen oder gar zu erweitern. Es wird ge-
legentlich noch über eine ganze Reihe von Malern des
neunzehnten Jahrhunderts zu berichten sein, die zwar
schwäbische Künstler waren, aber in der Landesgalerie
trotzdem gar nicht oder nur ungenügend vertreten sind.

Protest gegen die Verunstaltung Potsdams.
Nach einem Vortrag Fritz Rumpfs, der etwa das
enthielt, was dieser Künstler in diesen Heften bereits
vor längerer Zeit gesagt hat, beschloss neulich die
Vereinigung Berliner Architekten eine energische Pro-
paganda, damit in Potsdam in letzter Stunde noch ein
Ortsstatut geschaffen wird, das die Verschandelung der
schönen alten Häuser (Umbauten, Ladenausbrüche,
Reklameschilder usw.) zu verhindern imstande ist. Die
Staatsbehörden stehen, wie es scheint, diesen Bestre-
bungen sympathisch gegenüber, es ist wieder, wie fasr
überall, die Stadtverwaltung und die Bürgerschaft, die
das ihr anvertraute Gut nicht zu schützen vermag gegen
den Andrang eines nicht kulturell organisierten Ge-
schäftssinnes.

Berliner Sezession.
In der Berliner Sezession gehen wunderliche Dinge
vor sich. Der Kunsthändler Paul Cassirer ist er-
sehen worden im Januar Präsident zu werden. Lovis
Corinth hat — doch wohl infolgedessen — sein Amt als
Präsident niedergelegt. Da die Sachlage bei Schluss
der Redaktion noch nicht geklärt ist und da wir an
dieser Stelle nur Endgültiges sagen möchten, so werden
wir über den Beschluss, über seine voraussichtlichen
Folgen und über die ganze Lage in der Berliner Sezession
im nächsten Heft, gelegentlich einer Würdigung der
schönen Herbstausstellung dieser Künstlervereinigung,
ausführlich sprechen.

Anleitungen zur Bücherwahl.

Aus der verwirrenden Zahl von Kunstpublikationen
notieren wir vor dem Weihnachtsfest einige der uns
wertvoll scheinenden Werke, die im vergangenen Jahr
erschienen sind, um dem einen oder dem anderen Leser
die Wahl zu erleichtern.

Unter den gelehrten Untersuchungen über alte
Kunst, denen zum TeilReproduktionen vonKunstwerken
beigegeben sind, verdienenbesonderenHinweis Winckel-

manns „Geschichte der Kunst des Altertums", neu her-
ausgegeben (Meyer & Jessen), Patzaks „Renaissance- und
Barockvillen in Italien" Bandl. (Klinkhardt & Biermann),
„Wilhelm Bodes Bronzestatuetten der Renaisance", W.
Bombes „Geschichte der Peruginer Malerei" Maria
Grunewalds „Kolorit in der Venezianischen Malerei"
(alles bei Bruno Cassirer), Wickhoffs „Römische Kunst"
(Meyer & Jessen), Heinrich Bulles „Der schöne Mensch
im Altertum", mit 3 20 Bildtafeln (Hirths Verlag). Kurths
„Mosaiken von Ravenna", Buschers „Griechische Vasen-
malerei", Worringers „Altdeutsche Buchillustrationen"
(alle bei R. Piper & Co.) und Rintelens „Giotto und
die Giottoapokryphen" (Georg Müller).

Zahlreich sind illustrierte Essays über neuere
Kunst. Über Architektur unterrichten Lichtwarks
„Deutsche Königstädte", IL Auflage, W. C. Behrendts
„Die einheitliche Blockfront als Raumelement im Stadt-
bau", „Riesenfeldts Biographie" von Fr. W. Erdmanns-
dorfF, K. SchefFlers „Architektur der Grossstadt" (alle
bei Bruno Cassirer) und Fritz Hoebers Monographie
über Peter Behrens (G. Müller Sc E. Rentsch). Von neuer
Malerei handeln Meier-Graefes Bücher über Manet,
Corot und Marees (kleine Ausgabe), SchefFlers Lieber-
mannmonographie, zweite Auflage (alle bei R. Pieper
& Co.), Schurs Büchlein über Rudolf Töpffer (Bruno Cas-
sirer), Verhaerens Rembrandtbuch (Insel-Verlag) und
Tschudis gesammelte Schriften (Bruckmann & Co ). Als
wertvolle Äußerungen von Künstlern über sich und die
Kunst (auch Briefe, Tagebücher und dergleichen) seien
empfohlen August Rodins Gesprächen mit Gsell „Die
Kunst" (Rowohlts Verlag), Fiedlers schöne Schriften
(R. Piper & Co.), J. Burkhardt Briefe an einen Archi-
tekten (G. Müller & E. Rentsch), Delacroix' literarische
Werke, von Meier-Graefe herausgegeben (Insel-Verlag),
Rethels Briefe (Bruno Cassirer), Anselm Feuerbachs
Briefe in Auswahl und Henriette Feuerbachs Briefe
(Meyer & Jessen).

Abhandlungen mehr kunstpädagogischen Charakters
enthalten die Jahrbücher des Instituts Jaques Delcroze,
die Publikationen des Werkbundes (Eugen Diederichs)
und Waetzolds „Einführung in die bildenden Künste"
(F. Hirth & Sohn).

Die wichtigsten Mappenwerke und reicher illustrier-
ten Bücher sind wohl „Das französische Sittenbild des
achtzehntenjahrhunderts imKupfersticlV'herausgegeben
von C. Gurlitt (J. Bard), die von O. Fischel und M. v.
Boehn herausgegebene „Mode" (F. Bruckmann & Co.),
die van Gogh-Mappen (R. Piper & Co.), eine Litho-
graphienfolge E. Barlachs und R. Grossmanns (Paul
Cassirer), „Barock und Rokoko" (Jul. Hoffmann),
die gross angelegten Faksimile Reproduktionen nach
Raffaels Zeichnungen (G. Grote), das Theaterbuch Karl
Walsers, Slevogts Lithographiertes Skizzenbuch (Bruno
Cassirer), eine Folge von Reproduktionen nach Werken
WoldemarRöslers (E. W.Tieffenbach) und die vonUhde-
Bernays besorgte Feuerbachmappe (Verlag Hanfstaengl).

183
 
Annotationen