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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 4
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Meier-Graefe, Julius: Handel und Händler, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0217

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zanne mehr als 600 — 1000 Fr. Im Sommer 1899, fache, seit seinem Tode, also fast innerhalb zwei
auf der Vente Choquet, kam der Umschwung. Die Dezennien, um das Vier- bis Sechshundertfache ge-
Landschaften stiegen bis zu 2000 Fr. Die beiden stiegen. Hauptwerke wie die „Arlesiennc" bei
reizenden Supraporten „La Fontaine" und „Les Sternheim oder der „Irrenhausgarten" bei Theo
Nymphes au bord de la mer« brachten zusammen Behrens in Hamburg, die um das Jahr 1890 100,
2800, „les Pecheurs« 2350 Fr. Diese beiden Bil- um das Jahr 1900 etwa 1000 bis 2000 Fr. koste-
der und viele andere derselben Sammlung wur- ten, dürften momentan sogar höher als die teuer-
den damals von den Gebrüder Bernheim erworben, sten Werke Cezannes bezahlt werden.
Der Ertrag der 31 Bilder Cdzannes, unter denen Gauguin wurde, ähnlich wie Cezanne, von
sich die schönsten Werke des Meisters befanden, Vollard lanciert, der mit dem Künstler in ständiger
war nicht ganz 50000 Fr. Auf derselben Auktion Verbindung war und seine ganze Produktion jzu
brachten die Bilder

-

Renoirs 10 — 20000
Fr., Manets „Paveurs
de la Rue de Berne"
13 500 und die
„Barke" Monets von
Manet 10 000 Fr.
Tschudi hat ungefähr
zur selben Zeit die
schöne Landschaft Ce-
zannes in derNational-
galerie von Durand-
Ruel für 1500 Fr. er-
standen. Seitdem sind
die Bilder Cezannes be-
ständig gestiegen. Bin-
nen fünf Jahren etwa
verwandelten sich die
Hunderter in Tausen-
der. 1906 kaufte der
Berliner Sammler Julius
Stern, einer der weni-
gen deutschen Lieb-
haber, die rechtzeitig
Zugriffen, seine schö-
nen Tulpen Cezannes
für zirka 4000 Mk.

Etwa ein Jahr später erwarb der Prinz Wagram England kommt für Paris in dritter Reihe. Seit
zu ähnlichen Preisen eine ganze Reihe von Bil- einigen Jahren fängt Russland mit vereinzelten
dem, so zum Beispiel von Cassirer drei schöne Sammlern an, eine namentlich für gewisse Rich-
Stilleben für zusammen 10000 Fr. In weiteren tungen der modernen Kunst gewichtige Käufer-
fünf Jahren verzehnfachten sich die Preise noch rolle zu spielen. Der Kreis erweitert sich fort-
einmal. Die am höchsten geschätzten Bilder wer- während. Japan zeigt Interesse für französische
den heute mit etwa 60000 Fr. bezahlt, und es Kunst und in Kapstadt hat man eine Impressio-
dürfte nicht mehr lange dauern, bis Cezanne Manet nistengalerie gegründet. Diese Bedeutung der fran-
errekht. zösischen Kunst wird ihr nur von dem Markt der

van Gogh und Gauguin. alten Meister und etwa des äussersten Orients strei-

van Gogh steht auf dem Markt gegenwärtig tig gemacht, dagegen von keiner zeitgenössischen
auf annähernd demselben Niveau und ist in den Kunst eines anderen Landes. Deutschland, Öster-
letzten zehn Jahren um das Zwanzig- bis Vierzig- reich-Ungarn, Skandinavien, Holland, Belgien haben

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MAX BECKMANN, WEIBLICHER KOPF. LITHOGRAPHIE

sehr bescheidenen Be-
dingungen Jahre lang
regelmässig übernahm.
Nach einer starken
Steigerung kurz nach
dem Tode des Künst-
lers, an der im wesent-
lichen das Ausland be-
teiligt war, halten sich
jetzt die Preise in massi-
ger Höhe. Man kann
gute Gauguins für
5 — 6000 Fr. kaufen.

V.
Ein Wert auf dem
Kunstmarkt ist um so
gesicherter, je grösser
der Kreis seiner Lieb-
haber ist. Der Pariser
Kunstmarkt ist inter-
national. Amerika und
Deutschland haben
schon lange eine
wesentlichere Bedeu-
tung für die Pariser
Händler als Paris.

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