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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 6
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0340

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hat

stark

vernachlässigten Sammlung der Kritik.
Jedenfalls ist es ein Verdienst Weigmanns,
auch ausserhalb der eben erwähnten
Hauptangriffspunkte, die nach der unter
allen Umständen zu fordernden Recht-
fertigung von selten der Verwaltung der
graphischen Sammlung hier nochmals sach-
lich zu diskutieren sind, auf andere Miss-
stände der Münchener Kunstverhältnisse
gewiesen zu haben. So ist dank der Spal-
tung in nicht weniger als fünf Bibliotheken
in München nicht eine einzige wirklich
reichhaltige kunstwissenschaftliche Bücher-
sammlung vorhanden; vor allem versagt
jede dieser fünf Sammlungen, wenn es
sich um ausländische Monographien han-
delt. Es ist hier einstweilen nicht der Ort,
auf verschiedene solcher Eigentümlich-
keiten Münchens einzugehen. Auch die
Frage des Besuches der Auktionen durch
Münchener Direktoren — bei der Auk-
tion Flinsch, wo ausserordentlich wichtige
Zeichnungen Münchener Künstler ver-
steigert wurden, fehlte München — ist
deren Privatangelegenheit. Es war ja vor zehn Jahren
noch beinahe ein Hinderungsgrund für den Eintritt
in den bayerischen Museumsdienst, wenn man ausser
Landes gewesen war. Wenn nun in dieser Beziehung
endlich Besserung eintrat, ist das durch die Einsicht
des über seine beiden Vorgänger weit hinausblickenden
jetzigen Referenten im Ministerium geschehen, den
Weigmann mit Unrecht für Dinge verantwortlich
macht, für die seine Untergebenen anzugreifen wären.
Im übrigen ist die in Preussen längst erkannte Not-
wendigkeit, einen umsichtigen jüngeren Museumsbe-
amten zur Unterstützung des Referenten ins bayerische
Ministerium zu berufen, für München wohl nur eine
Frage der Zeit. U.-B.

BUDAPEST
Die Sammlung Palffy, wohl eines der grössten und
wertvollsten Legate, das in letzter Zeit ein Museum er-
halten hat, soll im Museum in Budapest Ende Februar er-
öffnet werden. Vier Säle sind für die an hundert Ge-
mälde umfassende Stiftung in Aussicht genommen, von
welchen zwei ausschliesslich für die Werke der alten
Kunst bestimmt sind. Der dritte Raum wird der deut-
schen, besonders der münchener Kunst, zugewiesen,
während der vierte durch drei Hauptwerke Daubignys
fast ganz in Anspruch genommen wird, denen sich zwei
gute Bilder der Frühzeit Troyons, der Vogelsteller von
Couture, und andere französische Arbeiten anschliessen.

BERLIN
Von Slevogts d'Andrade als Don Juan, den die Na-
tionalgalerie, wie schon berichtet, erworben hat, brin-

ANSELM FEUERBACH, DAS MEER BEI ANZIO. STUDIE,

AUSGESTELLT BEI FRITZ GURLITT, BERLIN

1866

gen wir eine Abbildung. Gegeben ist die Opernsitua-
tion, wo Don Juan auf dem Kirchhof dem Standbild
gegenübertritt. Don Juan steht vor einem tiefblauen
Nachthimmel im roten Wams, eine rote Feder auf
dem Hut, einen weissen Mantel umgeworfen; die eine
Hand hält die Degenscheide so, dass sie den Mantel hoch
hebt, wodurch die das Bild charakterisierende stark
ausladende Silhouette entsteht, die andere Hand zieht
zur Hälfte den Degen. Hinter Don Juan wird, mit
einem Anklang an Daumier, Leporellos Schelmen-
gestalt sichtbar. Es ist in diesem Bild zugleich Mozarts
Don Juan und auch d'Andrade, es ist zugleich das
Opernhafte und Porträthafte darin. Wie alle guten
Bilder Slevogts weist auch dieses, trotz des grossen
Formates, auf den Illustrator. Die letzte Ruhe und
Sicherheit fehlen; als Ganzes aber ist die Arbeit ein
schöner, typischer Slevogt. Es scheint mit der sieg-
reichen Geste dieses Don Juan nicht nur Slevogt, son-
dern die gute moderne Kunst überhaupt in die National-
galerie einzuziehen.

Neben den Arbeiten Max Beckmanns waren bei
Paul Cassirer Bilder von Monticelli, Paul Guigou und
Walter Bondy ausgestellt. Monticelli sagt einem, wenn
man ihn einmal kennt, kaum noch Neues mit neuen
Bildern. Es ist eben das Schicksal aller Romantik, dass
sie ihre Wirkungen nicht unaufhörlich wandeln und
steigern kann, dass sie innerlich nicht variabel ist, dass
sich nicht viele Zustände des Betrachters darin spiegeln
können. Das ist der Fluch mangelnder Objektivität.
Paul Guigou ist eine neue „Entdeckung". Er stammt

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