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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 8
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Das neue Haus der deutschen Botschaft in St. Petersburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0429

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PETER BEHRENS, DEUTSCHE BOTSCHAFT IN PETERSBURG
PREUSSENZIMMER

Wahl dieses Architekten lebhafte Verdienste er-
worben hat. Selbst wenn sich beim genauen Stu-
dium dieses Bauwerks einige Unvollkommenheiten
zeigen sollten, würde das Auswärtige Amt immer
noch recht behalten gegenüber akademischen Kri-
tikern. Denn es hat mit der Wahl des Baumeisters
der Entwicklung der modernen Baukunst überhaupt
genutzt und dem Ausland in einer nachdrücklichen
Weise mit einem Hinweis auf neue nationale Ge-
staltungskräfte zu imponieren verstanden. Nach
allem aber, was ich von Behrens und von der
Wirkung seiner Bauten weiss, nehme ich an, dass
die Wirklichkeit die von den Reproduktionen er-
regten Vorstellungen übertrifft. Wie man hört, ist
das schöne Resultat nicht zuletzt dadurch erzielt
worden, dass das Auswärtige Amt die Vertretung
einem einzigen Dezernenten übertragen hat, dass
Behrens also nur mit einer dirigierenden Persön-
lichkeit zu thun hatte und nicht mit einer viel-
köpfigen Kommission. Dieses Arrangement, das
auch die Anwesenheit manches guten modernen

Bildes und vieler schöner Berliner Zeichnungen von
Chodewiecki, Schadow, Menzel, Krüger und Lieber-
mann erklärt, verdient Nachahmung. Man sei be-
dachtsam bei der Wahl des Architekten und des
mit ihm gemeinsam arbeitenden Dezernenten. Ist
die Wahl aber einmal getroffen, so vertraue man
ihnen auch und lasse sie gewähren. Das Petersburger
Botschaftshotel beweist jedenfalls, dass bei solchem
Verfahren etwas Ganzes und Charaktervolles her-
auskommt und dass man das ernste Talent, die wahre
Arbeitslust nicht auf jedem Schritt zu beaufsichtigen
braucht, weil sie sich selber ihr Ziel viel höher
stecken, als es das Vorstellungsvermögen der höheren
Instanzen jemals thun könnte.

Man erfährt aus der Presse, dass das Auswärtige
Amt noch in anderen Ländern Neubauten von Ge-
sandtschaftspalais plant. Man darf sich nach diesem
Ergebnis der Hoffnung hingeben, dass dabei in eben
demselben Sinne verfahren wird wie in Petersburg
und dass das Werk von Peter Behrens nicht ein ver-
einzeltes Zugeständnis bleibt. K. Seh.

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