Ich muss gestehen, dass mir bis jetzt bei diesem
Vorgehen nur das Eine klar wurde: dass man die
Farbe nur als nebensächliches Beiwerk betrachtet.
Es gilt gut zu zeichnen, ehe man malt — das wird
in einem Ton, der keinen Widerspruch aufkommen
lässt, vorgetragen. Übrigens werden grosse Dumm-
heiten immer auf diese Weise gesagt.
Trägt man Stiefel an Stelle von Handschuhen?
Kann man im Ernst beweisen, dass die Zeichnung
nicht durch die Farbe bestimmt wird und vice
versa? Zum Beweis verpflichteich mich, die gleiche
Zeichnung kleiner oder grösser erscheinen zu
lassen, je nachdem ich sie mit Farbe fülle. Man
versuche doch einen Kopf von Rembrandt in den
ganz gleichen Proportionen zu zeichnen und Rubens-
sches Kolorit daran zu thun,um sich zu überzeugen,
zu welchen Formlosigkeiten man kommen wird,
während die Farbe gleichzeitig unharmonisch ge-
worden ist.
Seit einem Jahrhundert gibt man beträchtliche
Summen aus, um die Zeichnung zu fördern; die
Zahl der Maler steigt, ohne dass ein Schritt vor-
wärts geschehen wäre. Welche Künstler bewundern
wir heute? Nur jene, die mit der Schule im Kampf
waren, und die sich ihr Wissen aus der persönlichen
Beobachtung der Natur geholt haben.
1
«i
als
PETER BEHRENS, DEUTSCHE BOTSCHAFT IN PETERSBURG
NEBENTREPPE
424
Vorgehen nur das Eine klar wurde: dass man die
Farbe nur als nebensächliches Beiwerk betrachtet.
Es gilt gut zu zeichnen, ehe man malt — das wird
in einem Ton, der keinen Widerspruch aufkommen
lässt, vorgetragen. Übrigens werden grosse Dumm-
heiten immer auf diese Weise gesagt.
Trägt man Stiefel an Stelle von Handschuhen?
Kann man im Ernst beweisen, dass die Zeichnung
nicht durch die Farbe bestimmt wird und vice
versa? Zum Beweis verpflichteich mich, die gleiche
Zeichnung kleiner oder grösser erscheinen zu
lassen, je nachdem ich sie mit Farbe fülle. Man
versuche doch einen Kopf von Rembrandt in den
ganz gleichen Proportionen zu zeichnen und Rubens-
sches Kolorit daran zu thun,um sich zu überzeugen,
zu welchen Formlosigkeiten man kommen wird,
während die Farbe gleichzeitig unharmonisch ge-
worden ist.
Seit einem Jahrhundert gibt man beträchtliche
Summen aus, um die Zeichnung zu fördern; die
Zahl der Maler steigt, ohne dass ein Schritt vor-
wärts geschehen wäre. Welche Künstler bewundern
wir heute? Nur jene, die mit der Schule im Kampf
waren, und die sich ihr Wissen aus der persönlichen
Beobachtung der Natur geholt haben.
1
«i
als
PETER BEHRENS, DEUTSCHE BOTSCHAFT IN PETERSBURG
NEBENTREPPE
424