WANDSTATUE BES HEILIGEN LORENZ. HOLZ. TIROL, ANFANG
l6. JAHRHUNDERTS
SAMMLUNG DR. OERTEI. BEI R. LEPKE, BERLIN
sorgfältiger Auswahl über 300 Arbeiten versammelt
waren. Diese Ausstellung bewies aufs neue die Kraft
der Frankfurter Lokaltradition der Veit, Steinle, Bode,
Winterhalter,Thoma, Trübner, Steinhausen usw. Neben
dieser Porträtausstellung waren im Kunstverein die
Herbst- und Frühjahrsausstellung Frankfurter Künstler
zu sehen, die, wie überall, mehr der gefälligen Breite
als tiefergehenden Sondererscheinungen gewidmet
waren. In einer sehr interessanten Ausstellung waren
Kollektionen des Frankfutters I. Nussbaum, des jungen
Hanauers Ewald und des Schweizer Plastikers Huf ver-
einigt.
Erwähnt seien schliesslich noch die Bemühungen des
alten graphischen Verlages Prestel, durch grössere Kunst-
auktionen Frankfurt den ihm durch Lage und Kaufkraft
gebührenden Markt zu gewinnen. So bedeutete die Ver-
steigerung Noll einen vollen Erfolg.
In Zusammenhang mit allen diesen Be-
strebungen steht die Verwaltung des Städel-
schen Instituts und der Städtischen Galerie,
die durch Direktorialunion unter Georg
Swarzenski verbunden sind. Vor allem
wächst sich die Abteilung der modernen
Kunst zu einer Mustersammlung der fran-
zösischen Klassiker aus. Für sie wurden in
diesem Jahre neben mehreren frühen Corots
der italienischen Zeit ein interessantes
Porträt von Puvis de Chavannes aus dem
Jahre 1862 und das berühmte Ölbild von
Degas, „Les musiciens ä Forchestre", er-
worben. Neben dieser Abteilung wird die
der spezifisch Frankfurter Kunst besonders
gepflegt. Davon gab letzthin eine recht
umfangreiche Ausstellung von Neuerwer-
bungen Rechenschaft, die leider wegen
Raummangels bald wieder im Magazin
verschwinden muss. Unter diesen seien
besonders das frühe Porträt „Vater Steinle"
von seinem Sohn, mehrere frühe Bilder
Morgensterns, eine Madonna desNazareners
Passavant, das Bildnis einer alten Frau des
Hannauers Cornicelius und die Errettung
des Kaisers Maximilian an der Martinswand
von Rethel hervorgehoben.
Die Abteilung der alten Meister wurde
durch ein prächtiges Bild der hl. Familie im
Stile Piero di Cosimos und durch eine grosse
Ostermorgenlandschaft von Claude Lorrain
aus dem lahre 1680 bereichert.
Unter den Neuerwerbungen der städti-
schen Skulpturensammlung sind vor allem die
prächtige blauweisseTerrakotta einer ruhen-
den Leda — nach Varasi von Andrea della
Robbia stammend — und eine einzigartige
künstlerisch sehr hochstehende Mithras-
gruppe aus bemaltem Stuck aus einem so-
genannten Schlangenheiligtum vom Monte Esquilino in
Rom hervorzuheben, denen sich die aus dem dem
scheidenden Bürgermeister Adickes zu Ehren errichteten
Adickesfonds erworbenen drei Altartafeln würdig an-
schliessen. Diese in Farbe und Skulptur glänzend er-
haltenen Tafeln stammen aller Wahrscheinlichkeit nach
aus der Werkstatt von Michel Wohlgemuth. Fr. L.
MÜNCHEN
Die Früh jährsausstellung der Münchener Sezession steht
zweifellos auf einem höheren Niveau als ihre früheren
Genossen. Es scheint als ob ein tüchtiger Ruck vom
Atelier in die Richtung auf ein ruhiges, von Sentimenta-
lität in der Empfindung befreites Aufnehmen des Natur-
eindruckes hin gemacht worden wäre, das technisch in
einer der bisherigen Konvention widersprechenden Bra-
vour zum Ausdruck gelangt. Das zeigt sich insbesondere
dem s
43:
l6. JAHRHUNDERTS
SAMMLUNG DR. OERTEI. BEI R. LEPKE, BERLIN
sorgfältiger Auswahl über 300 Arbeiten versammelt
waren. Diese Ausstellung bewies aufs neue die Kraft
der Frankfurter Lokaltradition der Veit, Steinle, Bode,
Winterhalter,Thoma, Trübner, Steinhausen usw. Neben
dieser Porträtausstellung waren im Kunstverein die
Herbst- und Frühjahrsausstellung Frankfurter Künstler
zu sehen, die, wie überall, mehr der gefälligen Breite
als tiefergehenden Sondererscheinungen gewidmet
waren. In einer sehr interessanten Ausstellung waren
Kollektionen des Frankfutters I. Nussbaum, des jungen
Hanauers Ewald und des Schweizer Plastikers Huf ver-
einigt.
Erwähnt seien schliesslich noch die Bemühungen des
alten graphischen Verlages Prestel, durch grössere Kunst-
auktionen Frankfurt den ihm durch Lage und Kaufkraft
gebührenden Markt zu gewinnen. So bedeutete die Ver-
steigerung Noll einen vollen Erfolg.
In Zusammenhang mit allen diesen Be-
strebungen steht die Verwaltung des Städel-
schen Instituts und der Städtischen Galerie,
die durch Direktorialunion unter Georg
Swarzenski verbunden sind. Vor allem
wächst sich die Abteilung der modernen
Kunst zu einer Mustersammlung der fran-
zösischen Klassiker aus. Für sie wurden in
diesem Jahre neben mehreren frühen Corots
der italienischen Zeit ein interessantes
Porträt von Puvis de Chavannes aus dem
Jahre 1862 und das berühmte Ölbild von
Degas, „Les musiciens ä Forchestre", er-
worben. Neben dieser Abteilung wird die
der spezifisch Frankfurter Kunst besonders
gepflegt. Davon gab letzthin eine recht
umfangreiche Ausstellung von Neuerwer-
bungen Rechenschaft, die leider wegen
Raummangels bald wieder im Magazin
verschwinden muss. Unter diesen seien
besonders das frühe Porträt „Vater Steinle"
von seinem Sohn, mehrere frühe Bilder
Morgensterns, eine Madonna desNazareners
Passavant, das Bildnis einer alten Frau des
Hannauers Cornicelius und die Errettung
des Kaisers Maximilian an der Martinswand
von Rethel hervorgehoben.
Die Abteilung der alten Meister wurde
durch ein prächtiges Bild der hl. Familie im
Stile Piero di Cosimos und durch eine grosse
Ostermorgenlandschaft von Claude Lorrain
aus dem lahre 1680 bereichert.
Unter den Neuerwerbungen der städti-
schen Skulpturensammlung sind vor allem die
prächtige blauweisseTerrakotta einer ruhen-
den Leda — nach Varasi von Andrea della
Robbia stammend — und eine einzigartige
künstlerisch sehr hochstehende Mithras-
gruppe aus bemaltem Stuck aus einem so-
genannten Schlangenheiligtum vom Monte Esquilino in
Rom hervorzuheben, denen sich die aus dem dem
scheidenden Bürgermeister Adickes zu Ehren errichteten
Adickesfonds erworbenen drei Altartafeln würdig an-
schliessen. Diese in Farbe und Skulptur glänzend er-
haltenen Tafeln stammen aller Wahrscheinlichkeit nach
aus der Werkstatt von Michel Wohlgemuth. Fr. L.
MÜNCHEN
Die Früh jährsausstellung der Münchener Sezession steht
zweifellos auf einem höheren Niveau als ihre früheren
Genossen. Es scheint als ob ein tüchtiger Ruck vom
Atelier in die Richtung auf ein ruhiges, von Sentimenta-
lität in der Empfindung befreites Aufnehmen des Natur-
eindruckes hin gemacht worden wäre, das technisch in
einer der bisherigen Konvention widersprechenden Bra-
vour zum Ausdruck gelangt. Das zeigt sich insbesondere
dem s
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