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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 10
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Witte, Fritz: Die Sammlung Schnütgen im Kölner Kunstgewerbemuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0526

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SCHMJTÜENMUSEUM, GEMÄLDESAAL MIT ALTER BALKENDECKE

Bedeutsam genug musste sie schon lange sein: neben
Prinzen, Fürsten und Königlichen Hoheiten sah
man die bedeutendsten Fachleute aus allen Ländern
dort aus- und eingehen, die Akademien des Aus-
landes ernannten den Besitzer zum Mitglied, zwei
Universitäten ehrten ihn mit der Würde eines
Doktors, er wurde Universitätsprofessor, kunst-
sinnige Fürsten und Könige schmückten seine
breite deutsche Brust mit höchsten Orden.

Schnütgens Eltein kamen aus dem Sauerlande,
jenem südlichen Teile Westfalens, wo zwischen den
Felsen mit den grünenden Wäldern ein hart Ge-
schlecht mit einem biederen Herzen gedeiht, ausge-
zeichnet durch solide Einfachheit und Anspruchs-
losigkeit, durch nie versagende Ehrlichkeit und
eine unbeugsame Willenskraft; kondensierte West-
falen, Sachsen vom alten Schrot und Korn. Mit
kindlicher Freude schildert der betagte Domkapi-
tular in Freundeskreisen einzelne Ereignisse und
Züge aus dem Leben des Elternhauses und seines
Vaters wie seiner Mutter, und so oft er eine cha-
rakteristische Anekdote, von echt rheinischem Hu-
mor gewürzt, zum besten giebt, zeichnet er un-
gewollt Strich um Strich sein eigen Bild. Wie sehr
er ein Mann des Volkes, ein Bürger Kölns gewor-
den, das erweisen die tausend wahren und erfun-

denen Anekdoten,
die über den geist-
lichen Flerrn mit
seiner Hünenfigur
in Stadt und Land
verbreitet sind, das
beweist vorerst die
allgemeine Teil-
nahme, die bei Ge-
legenheit der Eröff-
nungsfeier die Bür-
ger Kölns an den
Tag legten. Schnüt-
gens Eltern waien
nach Steele gezogen,
das im Bereiche der
Erzdiözese Köln
liegt. So brachte
ihn dennsein enden-
des theologisches
Studium zur rhei-
nischen Metropole
ins Priesterseminar.
Nachdem er im
Jahre 1866 zum
Priester geweiht worden war, fand er sofort an
der Metropolitankirche Anstellung, wo er dann
verblieb bis zum heutigen Tage, nacheinander
die Stellung eines Domvikars und Kapitulars be-
kleidend. Eine horrnungsfrohe Zeit war es, in die
er als junger Geisulicher hineingesetzt wurde, eine
Glanzperiode Kölns, in der Männer vom bestem
Rufe in flammender Begeisterung der mittelalter-
lichen Kunst das Wort redeten; die hohen Dom-
türme stiegen Stein um Stein in die Lüfte, Köln
besann sich auf seinen alten Ruhm als Kunst-
zentrum des Westens und wollte es wieder wer-
den. Schnütgen lernte sie alle der Reihe nach
kennen, die sich nicht mit Unrecht als Träger der
hohen Aufgabe betrachteten, die Kunst vergange-
ner Jahrhunderte wieder zu Ehren zu bringen.
Aber über den immerhin engen Rahmen ihrer
Bestrebungen schaute Schnütgen hinweg, zu ihm
sprach nicht nur das Riesengemäuer des vollendeten
Domes, vor ihm bekamen auch alle die heiligen
Gestalten in Stein und Holz, alle die kirchlichen
Gebrauchsgegenstände, die unbeachtet in den Win-
keln des weiten Domes standen und lagen, von
neuem Leben und Seele. Ein gar trauriges Bild
bot vor allem das kirchliche Kunsthandwerk. Die
Kostbarkeiten der Domschatzkammer forderten den


 
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