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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 12
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Ponten, Josef: Briefe und Akten: zur Geschichte der Aachener Fresken Alfred Rethels
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0619

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Alfred Rethels", Berlin bei Bruno Cassirer. Im
ersten Buche ist das gewaltige Freskenwerk voll-
ständig abgebildet und seine an Kampfund Leiden-
schaft reiche Geschichte eingehend geschildert, im
zweiten finden sich viele Briefe Rethels, die er
während der Malarbeit schrieb. Ergreifend spricht
aus ihnen des zarten Menschen Leid, des starken
Künstlers Wonne. Dieser Urkundenquerschnitt hier
ist mehr durch die äussere Freskengeschichte, als
durch des Malers Herz gelegt. Man beachte aber
die Jahreszahlen und empfinde, was die kalten
Zahlen von Ungeduld und Form des Wartens er-
zählen. 1840 erhielt Rethel den Auftrag, 1847
erst konnte er mit der Arbeit beginnen, 1852
musste er vorzeitig den Pinsel aus der Hand legen.
Und was wird eine feurige Künstlerseele, umher-
gezerrt zwischen Krone, Stadtverwaltung und Stadt-
verordneten, zwischen „Baucomites" und Sachver-
ständigen, gelitten haben! Man lese solange man
will und soviel das Mitgefühl aufbringen kann,
zwischen den Briefen! Ich meine, nähere Er-
läuterungen hier nicht geben zu müssen. Etwas
Unheimliches webt um die Urschriften und ich
fasse das starke, rot und violette Aktenbündel im
Aachener Rathause stets mit einem stillen Schauder
an. Eines grossen Künstlers Geist ist, indem das
Bündel wuchs, in Wahnsinn verfallen. Es klebt
Blut dran.

«■
(Urschrift)

iCer Aachener Ortsvertreter des Kunstvereins für
1 Rheinland u. Westfalen an den Aachener Ober-
bürgermeister.
Aachen den 7. Januar iSjß-
Sr. Hochwohlgeboren

dem Herrn Oberbürgermeister Emundts
Ritter des rothen Adlerordens j. Klasse

dabier.
Schon seit längerer Zeit habe ich mich mit dem
Gedanken herumgetragen, die herrlichen Räume unseres
grossen Rathhaussaales, auf eine würdige Weise, durch
Fresco-Bilder, aus dem Leben Karls des Grossen, und
der so reichen Geschichte der alten Kaiserstadt, ge-
schmückt zu sehen —/ Der Ausführung eines so
grossartigen Unternehmens, würden sich jedoch un-
übersteigbare Schwierigkeiten entgegengestellt haben,
wenn mir, meine Stellung als Mitglied des Ausschusses
des Düsseldorfer Kunst- Vereins, nicht einen vermitteln-
den Ausweg in die Hand böthe —. Die Statuten
dieses Vereins, setzen nemlich fest, dass, ein Viertel
der Einnahmen zu öffentlichen Kunstzwecken verwandt

werden sollen, und dieser gemeinnützigen Bestimmung,
hat bereits schon mancher Altarschmuck, und manches
schöne Kirchenbild, seine Entstehung zu verdanken —.
Auch mir ist es bereits möglich gewesen, für die hie-
sige St. Pauls-Kirche ein grosses Altarbild „die Ver-
herrlichung Marias", in Bestellung geben zu können,
da der würdige Oberpfarrer, Herr Wissdorp, sieb zu
dem statutenmässig festgesetzten Beitrag, von circa
'j Sei des Werthes des Bildes, der sich im Ganzen auf
circa 16 bis 1S00 Thaler belaufen wird, verbindlich
gemacht hat. Der Director der Academie, Herr W.
Schadow, hat auf meinen besondern Wunsch, die Güte
gehabt, diesen Auftrag selbst zu übernehmen, und mit
aller Zuversicht, dürfen wir von des Meisters Hand,
ein Werk erwarten, was der Stadt und Kirche zur
höchsten Zierde gereichen wird —/

Was nun die Verwirklichung des Eingang's er-
wähnten bedeutenden Unternehmen's betrifft, so habe
ich darüber^ zu verschiedenen Zeiten, mit dem Herrn
Director Schadow und den übrigen Mitgliedern des
Verwaltungs-Rathes mündliche Unterredungen gehabt,
und diese Herren sind von der Wichtigkeit und Gross-
artigkeit eines solchen Vorwurf's so ergriffen worden,
dass sie es als eine angenehme Pflicht beschauen, ihn
nach allen Kräften zu fördern und zu unterstützen —.
Man hat mir sogar Versprechungen gemacht, nach
welchen wir, von Seiten des Kunst-Vereins auf einen
Zuschuss von 10 bis 12 Tausend Thalern rechnen
dürfen, wenn die Sache zur Ausführung kömmt —.
Auch sind die ersten Künstler der Academie bereit,
diesem Unternehmen ihre volle Thätigkeit zu widtmen,
und es handelt sich jezt nur darum, durch Ew. Hoch-
wohlgeboren Vermittlung zu erfahren, „ob die Stadt
„geneigt ist, auf meinen Antrag einzugehen und den
„statutenmassigen Zuschuss, der sich nach ungefehre-
„nem Ueberschlag, auf j u. 4000 Thalern belaufen
„dürfte, zu bewilligen —?" Derselbe wird um so
leichter zu ermitteln seyn da die Ausführung des
Werkes, wohl 6 bis S Jahre währen, und deshalb ein
jährlicher Zuschuss von circa joo Thalern, wahr-
scheinlich als genügend erscheinen wird, um unsrer
Stadt eine Zierde zu verschaffen, worauf ganz Deutsch-
land, ja die ganze gebildete Welt mit Freude und
Bewunderung herabsehen wird —.

Ew. Hochwohlgeboren wollen deshalb die Güte
haben, das Geeignete zu veranlassen, und wird es
mich sehr freuen, wenn ich dadurch in den Stand ge-
setzt werde, mich mit dem Verwaltungsrath des Kunst-
Vereins in Unterhandlungen einzulassen, die uns zum
schönen Ziele führen. — Sollten Ew. Hochwohlgeboren
vielleicht vorher noch einige nähere Erläuterungen und

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