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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 12
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Fechheimer, Hedwig: Ägyptische Steinvasen im Berliner Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0638

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SCHWARZER MATTER STEIN
DURCHMESSER 15 CM.

GRAUER, WEISSGEÄDERTER GRAUER, SCHWARZGEFLECKTER, DURCH-

STEIN. HÖHE 9 CM. SICHTIGER STEIN. DURCHMESSER 14,5 CM.

nach dem Durchmesser der Höhlung länger oder kürzer
gewählt wurde; oben befindet sich eine gebogene Kur-
bel zum Drehen und zwei mit Stöcken befestigte Steine,
die gleichzeitig Auflast und Schwungrad vertreten.
Zwei Bohrsteine, die zum Aushöhlen von Vasen dien-
ten, sind in Berlin neben den Gefässen ausgestellt. Die
schönsten Gefässe zeigen aussen und innen eine matte
Politur. Oft ist der Deckel aus anderem Material ge-
arbeitet. Ein kleines Gefäss in Berlin aus gelblichgrauem
weissgeädertem Stein zeigt noch — wie manche chine-
sischen Keramiken — den alten Elfenbeindeckel, der
auch hier so gut zu den diffusen Tönen steht. Andere
Vasen aus Marmor und Kornalin haben goldene Deckel;
in el Amrah fand man eine Marmorvase, deren Boden
aus Lapislazuli bestand. In Kairo werden zwei Deckel
aus Alabaster mit dunklen Schieferknöpfen aufbewahrt,
und im Berliner Museum ein schwarz-weisses Salbnäpf-
chen und das Bruchstück einer Bergkristallschale, beide
mit zierlich gedrehten Goldhenkeln. Diese Zuthaten an
Gold und Elfenbein sollten einmal die materielle Kost-
barkeit der Gefässe darthun. Wieviele Blöcke mussten
auf schwierigen Transporten von entfernten Steinbrüchen
beschafft, wieviele davon angehauen und verworfen wer-
den, ehe das vollkommene Stück gefunden war, das zu
der kleinen schwarzen Meistervase mit dem Naturspiel
der drei weissen Adern diente, die sie nach dem Willen
des Verfertigers in regelmässigen Ellipsen zieren. Oder

das Stück für die schwarze bauchige Henkelvase, die
auf jeder Seite als einziges Ornament einen rotgelben
Kreis trägt, dem die Proportionen des Gefässes sinnreich
angepasst sind. Oder der helle Stein mit dem violett-
roten Gewölk für die kleine Vase Nr. 13293. Überdies
ist die Vorliebe für polychrome Wirkungen ein Grund-
zug der ägyptischen Kunst, der gleichfalls dauernd in
die Kunst des Bildhauers überging. Keramiken mit far-
bigen Glasuren, wie jene grünglasierte Vase, die in
Purpurfarbe eingelegt den Namen des Menes trug, ein-
gelegte farbige Metallarbeiten, wie die am Arm einer
Königin der ersten Dynastie aufgefundenen Bracelets
aus Gold und Türkisen, gehören zu den ältesten ägyp-
tischen Techniken. Später kommen schwierige durch-
brochene Schnitzarbeiten, meist mit farbigen Glasuren
hinterlegt, auf. Der Ägypter ist vielseitig in seinem
koloristischen Geschmack. Bald fesseln starke und kon-
trastierende Farben das an den ägyptischen Himmel
und die ägyptische Erde gewöhnte Auge, bald sucht es
die Reize minimaler farbiger Abstufungen auf. Kein
Stein zeigt eine herrlichere Abtönung der Grundfarbe
als der helle Alabaster. Ein meterhoher fussloser Wein-
krug ruht in der Mitte des Saales im Metallgestell: nichts
kann die anmutige, straff aufsteigende Silhouette über-
treffen, ihr kräftiges Ausladen dicht unter dem scharf
abgesetztenRand, der die Vase energisch zusammenfasst,
nichts den Reichtum der gelben Töne, deren Wellen-

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