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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 12
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0645

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endlich die vierte Abteilung der Aus-
stellung.

Die Retrospektive ist sehr matt und
ängstlich organisiert. Sie wirkt fast zu-
fällig. In den einzelnen Städten haben
Vertauensmänner mit mehr oder weniger
Geschick einige Werke ausgewählt, wie
sie zu haben waren und dabei alle er-
denkbaren Rücksichten auf Kollegen und
auf das Glaspalastpublikuin genommen.
In dem Dresdener Saal hängt ein schöner
Klinger (die Pietä), in dem Karlsruher
Saal hängt ein Reiterbildnis Trübners und
einige Bilder von Thoma, in den Mün-
chener Räumen ein Uhde und ein veri-
tablerLeibl (aber auch ein falscher) und in
den Sälen der preussischen Städte ein spä-
ter Menzel (Prozession in Gastein). Hier
stockt man schon. Was dann noch kommt
ist bestenfalls Kunst zweiten, schlimm-
stenfalls aber Kunst zwölften Ranges.
Die Möglichkeiten sind nicht entfernt ge-
nutzt, eine gute Gelegenheit unter dem
Schutze historischer Objektivität gute
Kunst zu zeigen ist wieder einmal verpasst. Freilich,
woher sollen mittelmässige Künstler als Ausstellungs-
leiter plötzlich wissen was gute Kunst ist; und wie
sollen Menschen, die bis zum Hals in Rücksichten leben,
eine Zeitspanne von 25 Jahren schon historisch werten
können. Für solcheGeister ist historisch und totidentisch.

Unerklärlich ist es sodann, was die drei Künstler,
die kollektiv ausstellen, mit ihren Arbeiten beweisen
sollen. Stuck wird sich mit einer grösseren Anzahl
seiner Bilder immer unmöglich machen, Schönleber ist
ein sanfter Vermittler ohne Persönlichkeit, und der
Wiener Schmutzer ist als Radierer nur ein pompöser
Routinier.

Die Deutschnationale Architekturabteilung enthält in
nicht gut vergrösserten Photographien das meiste von
dem, was die letzten 2$ Jahre uns an ernsthaften neuen
Bauwerken gebracht haben. Doch ist das Gute dort so
mit dem Schlechten vermischt und es ist die Fülle der
Photographien derart unübersichtlich und ohne Ordnung
aufgehängt worden, dass sich wohl nur der besonders
Interessierte mit vieler Mühe hindurchfindet. Über
die Kaiserliche Architekturabteilung und den Saal Bodo
Ebhardts ist sodann nicht ein Wort zu verlieren, wo
man sich ernsthaft über Kunst unterhält. Das ist nur
für ganz subalterne Naturen.

Die Jahresproduktion endlich sieht genau aus wie
sie in den vorangegangenen Jahren aussah. Man geht
ziemlich schlank durch die Säle dahin (es ist eine gute
halbe deutsche Meile, bevor man fertig ist) und steht
doch endlich ohne einen lebendigen Eindruck auf dem
Kies des Gartens. Das Milieu ist so unerfreulich, dass
selbst die wenigen Arbeiten, die einen tieferen Eindruck

WILHELM TRUBNER, LINDE IN HERRENCHIEMSEE
IM BESITZ DER GALERIE CASPAKI, MÜNCHEN

machen, darunter leiden. Vielleicht profitieren die
grossen Berliner Kunstausstellungen in der Folge wieder
von den Spaltungen in der Sezession. Denn bevor es
eine Berliner Sezession gab, die alle lebendigen Talente
zu sich hinzog, war es am Lehrter Bahnhof viel inter-
essanter als heute. Man braucht nur an die Ausstellung
vor etwa zwanzig Jahren zu denken, als Klingers auch
jetzt wieder gegenwärtige Pietä zum erstenmal gezeigt
wurde. Zu wünschen ist eine solche neue Vermischung
des Guten mit dem Mittelmässigen freilich nicht. An-
gesichts dieser Möglichkeit erkennt man erst, wie gut
die räumliche Scheidung war. K. Seh.

MÜNCHEN
Im ehemaligen Eichthalschen Palais in der Brienner-
strasse, in der besten Lage der Residenz, ist von dem
ehemaligen Teilhaber der Firma Fritz Gurlitt in Berlin,
Georg Caspari, eine Kunsthandlung „Galerie Georg
Caspari" eröffnet worden. Einem kleinen Programm zu-
folge, das den Teilnehmern bei der Eröffnung übergeben
wurde, sollen in dem grossen Parterresaal und den
verschiedenen Kabinetten des Oberstocks, woraus die
Galerie besteht, nur erlesene Werke vorzüglicher Quali-
tät, auch aus Privatbesitz, gezeigt werden. Zunächst ist
zu sagen, dass die erste Ausstellung mit Werken von
FeuerbachundThoma,Slevogt, Liebermann und Trübner,
Renoir und Pissarro in der Tat ein Niveau darstellt, wie
es bisher in München kaum geboten worden ist. Selbst
die notwendigen Konzessionen an den Geschmack der
münchener Künstler und des münchener Publikums
sind mit Zurückhaltung gegeben. Eine andere Frage ist,
ob es möglich sein wird, die Höhe zu bewahren.

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