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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0647

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Die Nachbildung dieser Lithographien durch Heliogra-
vüre verdient jedes Lob. Es ist zwar nicht zu leugnen,
dass zuweilen die schwarzen Stellen etwas schwärzer
herausgekommen sind, so dass der reizende Gesamtton
der Strixnerschen Originale nicht ganz herauskommt;
aber ich wüsste nicht, wie man die Sache mit den heu-
tigen Mitteln besser machen könnte. Nicht ganz so gut
wirken die Stiche der Blütensträusse in Lichtdruck. Die
Originale sind von einem nicht gerade hervorragenden
Mann gemacht, man hätte sie nicht so treu nachzubilden
brauchen und vielleicht neu stechen lassen können;
aber vielleicht kommt das heute zu teuer; an der Kal-
kulation scheitert ja so Manches, das Verleger und
Drucker machen möchten.

Es wäre zu wünschen, dass das Publikum über die
Herstellungskosten eines Buches besser unterrichtet
wäre , vielleicht könnten dann Sachen möglich gemache
werden, die heute unmöglich sind. Im allgemeinen
kann man sagen, dass die Bücherpreise nicht nur nicht
gestiegen, sondern sogar zurück gegangen sind; die
Käufer werden durch die billigen Werke, die in Massen
verbreitet werden, verwöhnt und ahnen nicht, dass ein
Verleger mit dem gesamten Goethe für zwölf Mark
ein gutes Geschäft machen und ein anderer mit dem
Faust allein für zwanzig Mark nichts verdienen kann.
Allmählich erweitert sich ja der Kreis der Käufer von
guten Büchern, aber doch recht langsam; und wenn
man die Verhältnisse kennt, muss man immer wieder
den Wagemut und die Opferwilligkeit so mancher Ver-
leger bewundern.

Giotto und die Giotto-Apokryphen. Von
Friedrich Rintelen (München, bei Georg Müller,
1912).

Das Gefühl ist weit verbreitet, dass die moderne
Kunst nicht alles ausdrücken kann, was in uns heutigen
Menschen Ausdruck verlangt; mit einer Energie sonder-
gleichen wird überall nach neuen Mitteln und neuen
Formen gesucht. Was die gute Kunst von heute kann,
das ist die Darstellung lyrisch-pantheistischer Empfin-
dungen; wir fühlen aber, dass diese Empfindungen einem
Weltbild entsprechen, das heute schon nicht mehr das
Weltbild unserer Besten ist, das bereits angefangen hat
sich zu trivialisieren und die Gesinnungen der breiten
Masse auszudrücken. Wir suchen die Tragödie und die
Religion, die Transzendenz und den Glauben, die Linie
und die Abstraktion, das Monumentale und den Willen.
Was in allen neueren Versuchen in der Kunst künst-
lerischen Lebenswert hat, das können wir heute noch
nicht beurteilen; vieles erscheint uns gewaltsam, gewollt,
erdacht; aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Sinne
uns immer nur geben, was wir wollen, was wir uns
ausdenken, dass sie uns geben sollen, dass neue Kunst
nicht fertig entspringt, sondern langsam sich bildet, wenn
Männer uns gelehrt haben, mit ihnen anders wahrzu-
nehmen.

Immer in solchen Zeiten ist von früheren Künstlern
zu lernen, wenn es uns gelingt zu erkennen, wie sie
ihre Sache gemacht haben; dann freilich können wir
unser Werk nicht so machen wie sie das ihre, wir können
sie nicht nachahmen; aber wir können durch das Ver-
folgen des geistigen Prozesses bei ihnen die Möglich-
keiten der Wege für uns erkennen.

Wenn nicht alles täuscht, so kann für uns heute
Giotto das werden, was etwa einmal Velasquez war;
und es ist eine gute Untersuchung von einem kenntnis-
reichen und urteilsfähigenMann überGiotto mit Freuden
zu begrüssen.

Der Verfasser des Buches, welches Veranlassung zu
diesen Bemerkungen giebt, sagt einmal: ,,Alle echte
Monumentalität ist frei von Gewaltsamkeit, sie wächst
leicht vor unseren Augen aus den natürlichen Bedin-
gungen der Erscheinung heraus und prätendiert im
Grunde nichts, als deren geheimste Klarheit wiederzu-
spiegeln. Sie ist stets mit Zwanglosigkeit der Erfindung
und einfacher Logik der Gestaltung untrennbar vereint.
Den Effekt schliesst sie gänzlich von sich aus." Sehr
glücklich zeigt dieses der Verfasser für die Seite von
Giottos Kunst, die ihm vor allem wichtig erscheint, die
Raumgestaltung. Er kommt zu dem, wie mir scheint,
richtigen Resultat: „Die Darstellung der Aktion führt
Giotto zur Raumgestaltung. Indem er über die ganze
Mitte der Fläche hin Bewegung gegen Bewegung spielen
lässt, setzt er die Körper in ein Entfernungsverhältnis,
das nicht nur rhythmische Lebendigkeit, die notwendig
als szenische Freiheit empfunden wird, hervorbringt,
sondern zugleich eine Bestimmtheit der Lage. Indem
Giotto der Stellung der Körper zueinander Schärfe giebt
und Nähe und Ferne nach ihrem Ausdruckswert lebendig
nuanciert, wandelt sich die Bildfläche in einen bestimmten
Raum um, der um so klarer ist, je schärfer die Verhält-
nisse der Körper im Sinne der Aktion präzisiert sind.
Diese Entstehung des Raums aus der Flächengestaltung
ist nirgends bei Giottes Bildern zu verkennen."

Es wäre sehr wichtig, wenn eine andere Seite Giottos,
die mir bei Rintelen etwas zu kurz zu kommen scheint,
einmal in ähnlich vorzüglicher Weise dargestellt werden
könnte: die Gestaltung der einzelnen Figuren. Sehr
richtig sagt er einmal: „der Begriff Mensch ist in reicher
Variation gefasst worden", aber er scheint mir falsch,
wenn er glaubt, „es ist nur wenig individuelle Beobach-
tung darin verarbeitet". Vielleicht ist es unrichtig, das
Wort von Beobachtung hier zu gebrauchen, wie vielleicht
auch das Wort „Begriff'' irreführen kann. Giotto schafft
seine Figuren aus der Notwendigkeit ihrer Bedürfnisse
heraus, und ihre Bedürfnisse sind die, welche sie als
Träger eines bestimmten Ausdrucks haben. (Hier liegt
wohl der Grund für die Behauptung, dass Giotto „dra-
matisch" sei, die Rintelen verwirft: sie geht aber sicher
auf ein richtiges Gefühl zurück.)

Rintelen verwirft den Vergleich mit Michelangelo,
aber doch nicht so energisch, wie es wohl nötig wäre.

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