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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 21.1923

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Heft 1
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Pauli, Gustav: Alfred Lichtwarks Briefe an die Kommission für die Verwaltung der Kunsthalle, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4655#0023

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WILH. TRÜBNER, ROSENHECKE

MIT ERLAUBNIS DER DEUTSCHEN VERLAGSANSTALT, STUTTGART

ALFRED LICHTWARKS BRIEFE

AN DIE KOMMISSION FÜR DIE VERWALTUNG DER KUNSTHALLE

MITGETEI LT VO N

GUSTAV PAULI

Uber zwei Jahrzehnte, von 1891 bis 1913 erstrecken sich
die Briefe, die Lichtwark von seinen häufigen Reisen
aus an seine vorgesetzte Behörde richtete. Sie wurden in
gewählter Ausstattung alljährlich als Manuskript gedruckt,
anfänglich nur in fünfundzwanzig Exemplaren, später die
letzten Bände nach Lichtwarks Tode in einer auf hundert
erweiterten Auflage. Der Einband, mit handvergoldetem
hellen Lederrücken und farbigen Titelschildern, entsprach
genau der Forderung, die Lichtwark einmal für das Buch
des guten Geschmacks aufgestellt hatte. Auch dieser kleine
Zug ist erwähnenswert; denn er gehört zu Lichtwark.

Die Briefe sind ein merkwürdiges Dokument für die
Kunstgeschichte ihrer Zeit, für ihren Verfasser und ein wenig
auch für ihren Empfänger. Denn gewiß gibt es nicht viele Be-
hörden in Europa, die geeignet oder geneigt gewesen wären,
so zwanglose Berichte entgegenzunehmen. Man kann sich

kaum dazu entschließen, sie als amtliche Urkunden, die sie
doch von Rechts wegen sein sollten, anzuerkennen. In der
Tat waren sie vielmehr Tagebuchblätter, die unter dem
frischen Eindruck des Erlebnisses niedergeschrieben und mit
einer Anrede an den Vorsitzenden der Behörde versehen
fortlaufend in den Briefkasten gesteckt wurden. Lichtwark
gab sich selber in ihnen Rechenschaft über sein Tun, be-
festigte seine Erinnerung und freute sich der ihm ver-
liehenen Gabe einer leichten und lebendigen Darstellung.
Denn er war als Redner wie als Schriftsteller am glück-
lichsten, wenn er improvisierte. Er durfte es, da er allezeit
gerüstet war und über das, was er wußte und konnte, als
über eine lebendige Kraft verfügte. In seinem geistigen
Haushalt gab es keinen Ballast. Was er nicht nutzen konnte,
ließ er liegen, alles aber, was seinen Zwecken dienlich sein
mochte, griff er behende auf und verwertete es für seinen

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