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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 21.1923

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ITALIENISCHE BRONZEN DER RENAISSANCE

VON

WILHELM VON BODE

Staatliche Museen zu Berlin. Beschreibung der
Bildwerke der christlichen Epoche. 3. Auflage. I. Die
italienischen Bronzen der Renaissance und des
Barock. 2. Teil: Reliefs und Plaketten, bearbeitet von E.
F.Bange. Berlin 1922. Verlag Walter de Gruyter & Co.

Die italienischen Bronzestatuetten der Renais-
sance von Wilhelm Bode. Kleine, neubearbeitete Aus-
gabe. Verlag Bruno Cassirer, Berlin 1922.

Durch Zufall sind zwei von mir oder unter meiner Bei-
hilfe verfaßte Publikationen über italienische Bronzen gleich-
zeitig zur Ausgabe gelangt, obgleich an beiden unter allerlei
Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten mehr als zehn Jahre
gearbeitet worden ist. Ich benutze eine kurze Einführung der-
selben, um einige Ergänzungen und Berichtigungen mit ein-
fließen zu lassen. Die beiden Werke ergänzen sich gewisser-
maßen ; die eine Publikation ist der offizielle Katalog unserer
italienischen Bronzereliefs und Plaketten, die andere eine
kleinere Ausgabe meiner großen Publikation der italienischen
Bronzestatuetten der Renaissance, die seit 1907 in demselben
Verlage in drei Bänden erschienen war. Letztere enthält zu-
nächst nur die Bronzen der Frührenaissance, da der Verleger
erst den Erfolg dieses ersten Bandes abwarten will. Diese
kleine Ausgabe ist so handlich und die Abbildungen sind für
die Zeit nach dem Zusammenbruch so anerkennungswert,
daß die Publikation in dieser neuen Form von vielen Seiten
der großen Ausgabe fast vorgezogen werden wird.

Zum systematischen Sammeln der Bronzestatuetten für
unser Museum wurde ich um 1892 durch die fast gleich-
zeitigen glücklichen Käufe dreier Sammlungen: J. Falcke und
Ch. Butler in London und Brambilla in Mailand, angeregt.
Bei der Katalogisierung dieser Erwerbungen entstand der
Wunsch in mir, eine Zusammenstellung aller künstlerisch
wertvollen italienischen Kleinbronzen zu versuchen. Eine Zeit-
lang kam ich mir vor wie Dante vor dem dunkeln Walde,
in den er sich nicht hineinwagt; oder — bescheidener und
prosaischer ausgedrückt — ich sah den Wald vor Bäumen
nicht. Einen Virgil als Führer in diesem Bronze-Wald gab
es damals nicht. Ich mußte mich also allein hineinwagen;
indem ich mich von Baum zu Baum tastete, ist es mir, glaube
ich, gelungen, in das Chaos der Bronzestatuetten einige Ord-
nung zu bringen, wenigstens die Hauptmeister einigermaßen
klar herauszuarbeiten und ihre eigentümliche Bedeutung klar-
zulegen. Zu den als Künstler von Kleinplastiken in Bronze
bekannten, aber in der Bestimmung solcher Werke völlig
unkritisch behandelten Meistern, einem Donatello, Riccio,
Pollaiulo, Filarete und Bellano, deren Werk ich sichten und
sehr bereichern konnte, habe ich in Bertoldo, Antico,Sperandio,
Francesco da Sant Agata, Maffeo Olivieri, Tullio Lombardi
und vielleicht auch Vittore Camelio Meister dieser Kunstgattung
von besonderer Bedeutung hinzugewonnen, was ich in ein-
zelnen vorbereitenden Aufsätzen im „Jahrbuch der preußi-
schen Kunstsammlungen" und dann in jenem großen drei-

bändigen Bronzewerk näher zu begründen gesucht habe.
In dieser neuen Ausgabe in kleinerem Format ist der Text
nach der wissenschaftlichen Seite stark erweitert und zum
Teil umgearbeitet worden.

Im Vorwort der neuen Ausgabe ist hervorgehoben, daß
in dem Besitz von italienischen Bronzestatuetten seit Ver-
öffentlichung der großen Ausgabe außerordentliche Verände-
rungen vorgegangen sind: „im Lauf von kaum mehr als
einem Jahrzehnt sei die gute Hälfte der feineren italienischen
Bronzestituetten im Privatbesitz in die Museen übergegangen;
ein Prozeß, der in den nächsten Jahren voraussichtlich raschen
Fortgang nehmen wird." Dies hat sich inzwischen schon
bewahrheitet; seither sind — ich nenne nur die Hauptverände-
rungen — die große Sammlung J. P. Heseltine, die Samm-
lung de Ganay, Salomon (Newyork) u. a. verkauft worden,
und im einzelnen sind wichtige Veränderungen vorgegangen:
das Hauptstück der Sammlung G. Dreyfus, der Hl. Hiero-
nymus von Bellano, ist dem Louvre, vermacht worden, der
auch aus der Sammlung Foule Bertoldos packenden „Reiter-
kampf mit dem Löwen" als Vermächtnis erhalten hat. Dona-
tellos Amor aus der Sammlung Newal ist vom Victoria- und
Albert-Museum erworben; der ähnliche, der Antike nach-
gebildete kleine Amor der Estensischen Sammlung in Wien
ist mit zahlreichen Stücken derselben als Beute den Italie-
nern zugefallen. Die bei der Plünderung der deutschen
Botschaft in Petersburg verlorenen Bronzen der Sammlung
Pourtales sind zum Teil wieder zum Vorschein gekommen:
die Eremitage hat den herrlichen Klopfer von Riccio er-
worben, andere Stücke besitzt jetzt Herr Uthemann in
Helsingfors, die beiden großen Figuren von Sansovino hat
Graf F. Pourtales zurückerhalten. Auch was mit der Samm-
lung Foule geschehen wird, scheint noch nicht gesichert; die
Sammlung G. Dreyfus, weitaus die hervorragendste Samm-
lung der italienischen Renaissance, wird nach dem Tode der
hochbetagten Witwe zum Verkauf kommen.

Für die Künstler der Bronzestatuetten wird die Zahl
ihrer Meister auch bei der intensivsten Forschung, der große
Schwierigkeiten im Wege Stenn, kaum je eine große werden;
die Mehrzahl ihrer Hauptmeister scheint uns jedenfalls schon
gesichert, sowohl nach ihrem Werk wie nach ihrem Namen.
Anders ist es mit den italienischen „Plaketten", d. h. mit
den ursprünglich meist in Edelmetall oder Kristall ausge-
führten, dann zahlreich in Bronze nachgebildeten Relief-
täfelchen, die als Einlagen für besonders beliebte Gebrauchs-
gegenstände dienten; für Kästchen aller Art, Tintenfässer,
Lampen, Büchsen, Kußtafeln für die Hausandacht, Schwert-
griffe, Hutagraffen usf. Der eben ausgegebene Katalog
unserer Berliner Plakettensammlung erscheint darin in
dritter Auflage, freilich in sehr veränderter Form. In der
ersten Auflage hatten Tschudi und ich mit allen übrigen
Bildwerken der nachantiken Zeit auch vierhundert italieni-
sche Plaketten beschrieben und abgebildet. Die zweite Auf-
lage war von Fritz Knapp verfaßt; sie enthielt nur die ita-

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