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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 21.1923

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Heft 7
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https://doi.org/10.11588/diglit.4655#0233

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J. NUSSBAUM, WINTER. 1914

AUSGESTELLT IM FRANKFURTER KUNST VEREIN

NEUE BÜCHER

Adriaen van Ostade — die Radierungen des
Meisters. Von Elfried Bock. Berlin 1922, Amsler & Rut-
hardt.

Mit seiner Radierkunst hat Rembrandt wenige Meister
seiner Generation und der folgenden Generation zur Nach-
folge gelockt. Von den eigentlichen Schülern und Imitatoren,
wie Lievens, Bol und Vliet, abgesehen, haben die meisten
holländischen Figurenmaler nicht zur Radiernadel gegriffen,
selbst Jan Steen nicht, dessen Begabung einen Uberschuß
von Bildgedanken zu Tage förderte, der wohl dem illustra-
tiven Schwarz-Weiß hätte zu gute kommen können. Gern
radiert haben die Landschaftsmaler und die Tiermaler,
Baulichkeiten wurden vorzugsweise dargestellt. Und diese
Beschränkung im Thematischen zeigte sich wiederum, als
im neunzehnten Jahrhundert die Radierung aus verständnis-
voller Begeisterung für Rembrandts Kunst erweckt wurde.
Meryon zeichnete Architekturen, Seymour Haden fast aus-
schließlich Landschaftliches. Im Porträt, sowie in der
biblischen Erzählung hat Rembrandts Genie so hoch ge-
griffen, ist so weit über die Linie des Lernbaren und Faßbaren
hinausgedrungen, daß sein Vorgang mehr abweisend als
anregend wirkte. Was ihn zur Radierung drängte, die Lust

an dichterischer Gestaltung seelischer Zustände und seelischer
Beziehungen, war ganz und gar ein persönlicher Teil und
nicht holländisches Stammgut.

Der einzige holländische Genremaler, der im Sinne Rem-
brandts, wenn auch in beschränktem Kreise, sein Gefühls-
leben in der Radierung rein und vollkommen ausgedrückt
hat, ist Adriaen van Ostade. Die vergleichsweise geringe
Spannweite seines Talentes offenbart sich darin, daß er im
Gegensatze zu Rembrandt, sowohl was den Gegenstand wie
die Komposition und die Auffassung betrifft, in der Radie-
rung nichts Anderes zu sagen hat als im Gemälde. Die
Form der Radierung, die er wählt und, von Rembrandt
lernend, ausbildet, sitzt seiner Erzählung wie angegossen.
Der 1610 geborene Meister begann spät zu radieren. In
Haarlem, wo er als Maler die entscheidenden Anregungen
empfing, wies ihn niemand auf die Radierkunst hin. 1647
ist das älteste Datum, und von Ostades vielen undatierten
Blättern sind wenige altertümlicher, ist keines erheblich vor
1647 entstanden. Offenbar kam der Anstoß von Rembrandts
um 1647 schon zu beträchtlichem Umfang gediehenen Radier-
werk. Ostades früheste Blätter sind tief geätzt, zeichnen
sich durch starkes Helldunkel, durch kräftige Gegensätze von

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