ADOLF HILDEBRAND, LIEBESPAAR. FEDERZEICHNUNG. AQUARELLIERT
AUS „ADOLF HILDE BRANDS HANDZEICHNUNGEN". R. PIPER & CO., VERLAG, MÜNCHEN
nend komponiert und selbst konstruiert; der im
Kreise der Freunde und der Familie wie zur Er-
holung zeichnende Künstler hat aber auch getreu
und naiv die Natur abgeschrieben. Naiv freilich
immer innerhalb einer strengen Selbstzucht und
einer Sachlichkeit, die sowohl Züge einer gewissen
Trockenheit als auch einer gewissen Formengröße
hat. Hildebrand hat akademisch im Sinne seiner
geliebten und von ihm so gut verstandenen italieni-
schen Meister gezeichnet, aber er hat auch, wenn
er nach der Natur zeichnete, das Leben unmittelbar
gesucht. In wenigen Künstlern des neunzehnten
Jahrhunderts haben sich Natur und Kultur so per-
sönlich gefunden. Sogar der handschriftlichen
Leichtigkeit in der Wiedergabe eines Eindrucks
war des Stilisten Zeichenstift fähig, wie es das hier
abgebildete Blatt beweist, worauf die Kinder des
Künstlers dargestellt sind. Man denkt beim Durch-
blättern der Mappe an die vorzüglichen Bildnis-
büsten, an die wohlabgewogenen Kompositionen,
an die architektonisch gebauten Körper, an den
stolzen Universalismus dieses Exaktesten unter den
Deutsch-Römern. Aber man lernt den stets Be-
herrschten auch in den seltenen Augenblicken
kennen, wo er sich künstlerisch einmal gehen ließ.
Und aus diesen Zeichnungen leuchtet das große
und groß gestaltende Talent vielleicht am reinsten
hervor. Karl Scheffler.
303
AUS „ADOLF HILDE BRANDS HANDZEICHNUNGEN". R. PIPER & CO., VERLAG, MÜNCHEN
nend komponiert und selbst konstruiert; der im
Kreise der Freunde und der Familie wie zur Er-
holung zeichnende Künstler hat aber auch getreu
und naiv die Natur abgeschrieben. Naiv freilich
immer innerhalb einer strengen Selbstzucht und
einer Sachlichkeit, die sowohl Züge einer gewissen
Trockenheit als auch einer gewissen Formengröße
hat. Hildebrand hat akademisch im Sinne seiner
geliebten und von ihm so gut verstandenen italieni-
schen Meister gezeichnet, aber er hat auch, wenn
er nach der Natur zeichnete, das Leben unmittelbar
gesucht. In wenigen Künstlern des neunzehnten
Jahrhunderts haben sich Natur und Kultur so per-
sönlich gefunden. Sogar der handschriftlichen
Leichtigkeit in der Wiedergabe eines Eindrucks
war des Stilisten Zeichenstift fähig, wie es das hier
abgebildete Blatt beweist, worauf die Kinder des
Künstlers dargestellt sind. Man denkt beim Durch-
blättern der Mappe an die vorzüglichen Bildnis-
büsten, an die wohlabgewogenen Kompositionen,
an die architektonisch gebauten Körper, an den
stolzen Universalismus dieses Exaktesten unter den
Deutsch-Römern. Aber man lernt den stets Be-
herrschten auch in den seltenen Augenblicken
kennen, wo er sich künstlerisch einmal gehen ließ.
Und aus diesen Zeichnungen leuchtet das große
und groß gestaltende Talent vielleicht am reinsten
hervor. Karl Scheffler.
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