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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 21.1923

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Heft 11
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Scheffler, Karl: Köpfe: Bildniszeichnungen Rudolf Grossmanns
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https://doi.org/10.11588/diglit.4655#0328

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Großmann in all seiner Lust am Boshaften ein kind-
licher Mensch ist — und sich nicht schämt es zu sein.

Neuerdings ist Großmann durch Deutschland
gereist, um Männer der Öffentlichkeit zu zeichnen.
Von den besonders gut geglückten Zeichnungen
zeigen wir einige Proben. Ob die Dargestellten
sich in ihren Bildniszeichnungen wieder erkannt
oder gerne erkannt haben ist zweifelhaft. Es bedarf
eines Geistes, der der Selbstironie fähig ist, um sich
Großmann als Modell auszuliefern. Er schmeichelt
nicht, er verleiht den Köpfen nicht „geistige Be-
deutung", wie Lenbach es zum Entzücken der Dar-
gestellten tat; er macht es, daß sich der Dargestellte

von einer' neuen Seite kennen lernt, und meistens
von keiner angenehmen. Diskret ist er als Bild-
niszeichner nicht. Ihn juckt das Fell, berühmte
Zeitgenossen mit harmloser Miene zu blamieren.
Niemals aber gibt er der Versuchung leichtsinnig
nach, es als populärer Karikaturist oder es gar auf
Kosten der Wahrheit zu tun. Auch die kleinen
Speiteufelchen stehen im Dienste eines Auges, das
mit aller Kraft die Natur und das Leben will. Und
da die Hand gestaltet, was das Auge sieht, so er-
scheinen Großmanns Bildniszeichnungen inspiriert.
Sie gehören zu den lebendigsten und stärksten
Talentäußerungen unserer Tage.

R. GROSSMANN, BILDNISZEICHNUNG JUL. MEIER-GRAEFE

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