Petersburg ist reich an Gebäuden, die für Mu-
seumszwecke geeignet sind, Moskau aber ist
arm daran und leidet zudem unter einer großen
Wohnungsnot. Zudem ist Petersburg viel rei-
cher an alten Kunstwerken. Im besonderen
scheint sich die Eremitage gewaltig vergrößert
zu haben. Dieses Museum hat lange Reihen
neuer Räume eingerichtet und der alten Kunst
auch eine Sammlung von Kunstwerken des
neunzehnten Jahrhunderts hinzugefügt. Die
Tretjakowgalerie in Moskau leidet sehr unter
Raummangel. Um so mehr als die Revolution
den Bestand außerordentlich vermehrt hat.
Diese Galerie hat in den letzten drei Jahren
sieben Ausstellungen veranstaltet. Die Bilder-
galerie des Rumjanzewmuseums hat zwei Ab-
teilungen — eine russische und eine auslän-
dische. Die erste wird an die Tretjakowgalerie
übergehen, die zweite, seine Sammlung alter
Meister, bildet ein selbständiges Museum alter
westlicher Malerei. Für diese sind Räume
bisher noch nicht vorhanden.
Daneben sind viele Schloßmuseen einge-
richtet worden. Historisch getreu wiederher-
gestellt worden ist zum Beispiel der Stro-
ganowpalazzo, das Schloß in Pawlowsk, das
Gatschinaschloß, das Schloß Olgowo und
andere. Neu eingerichtet ist unter anderem
auch ein Museum für asiatische Kunst.
Die Privatmuseen, die schon vor der Re-
volution bestanden, und verstaatlicht worden
sind, kommen hinzu: die Sammlung S. I.
Schtschkukin, die Sammlung Morosow, die
Sammlung Ostronchow, die Sammlung D. I.
Schtschukin und die Porzellansammlung A.
W. Morosow.
Neben den Zentralmuseen in Petersburg
und Moskau gewinnen die Provinzmuseen an
Bedeutung. Früher waren es ziemlich kläg-
liche Erscheinungen. Es scheint aber als
ob zu ihren Gunsten aus Kirchen und Schlössern so vieles
übernommen worden ist, daß sie sich nicht nur quantitativ
sondern auch qualitativ zu füllen beginnen. Wie weit die
gewaltsamen Requisitionen gegangen sind, läßt sich nicht
feststellen: es scheint aber sicher, daß die Provinzmuseen
manches künstlerische Gut vor der Vernichtung während
der Schreckenszeit bewahrt haben.
Die Wiederherstellung der Kunstdenkmale ist vor allem
den zerstörten Teilen des Moskauer Kremls zugute gekom-
men. Dabei sind zugleich umfangreiche Restaurationsarbeiten
vorgenommen worden. Welchen Wert sie haben, wird sich
erst später feststellen lassen. Ferner sind drei Studien-
kommissionen auf Reisen geschickt worden, um das zu be-
MAX BECKMANN, FRAU PAGEL
MIT ERLAUBNIS DER KUNSTHANDLUNG J. B. NEUMANN, BERLIN
arbeitende Material, das in Rußland zum Teil ganz unbe-
kannt und meist verstreut ist, kennen zu lernen und um
Unterlagen für die Restaurierungsarbeiten zu sammeln.
Grabarj schließt seine Ausführungen mit diesen Worten,
die nach allem, was er mitteilt, nicht zu übertreiben scheinen:
„Man muß gestehen, daß die Handvoll Menschen, die von
Anfang an den Kern der Museumsabteilung bildete, auch
heute noch ihre Tätigkeit mit nie erlöschendem Eifer fort-
setzt und unbedingt zu den wirklichen Helden der Arbeit
gezählt werden muß. Weder persönliche Entsagungen, noch
rein sachliche Schwierigkeiten, die zeitweise ungeheuerlich
waren, vermochten es, ihnen ihr Pflichtbewußtsein, ihren
Eifer und den Glauben an ihre gute Sache zu rauben."
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seumszwecke geeignet sind, Moskau aber ist
arm daran und leidet zudem unter einer großen
Wohnungsnot. Zudem ist Petersburg viel rei-
cher an alten Kunstwerken. Im besonderen
scheint sich die Eremitage gewaltig vergrößert
zu haben. Dieses Museum hat lange Reihen
neuer Räume eingerichtet und der alten Kunst
auch eine Sammlung von Kunstwerken des
neunzehnten Jahrhunderts hinzugefügt. Die
Tretjakowgalerie in Moskau leidet sehr unter
Raummangel. Um so mehr als die Revolution
den Bestand außerordentlich vermehrt hat.
Diese Galerie hat in den letzten drei Jahren
sieben Ausstellungen veranstaltet. Die Bilder-
galerie des Rumjanzewmuseums hat zwei Ab-
teilungen — eine russische und eine auslän-
dische. Die erste wird an die Tretjakowgalerie
übergehen, die zweite, seine Sammlung alter
Meister, bildet ein selbständiges Museum alter
westlicher Malerei. Für diese sind Räume
bisher noch nicht vorhanden.
Daneben sind viele Schloßmuseen einge-
richtet worden. Historisch getreu wiederher-
gestellt worden ist zum Beispiel der Stro-
ganowpalazzo, das Schloß in Pawlowsk, das
Gatschinaschloß, das Schloß Olgowo und
andere. Neu eingerichtet ist unter anderem
auch ein Museum für asiatische Kunst.
Die Privatmuseen, die schon vor der Re-
volution bestanden, und verstaatlicht worden
sind, kommen hinzu: die Sammlung S. I.
Schtschkukin, die Sammlung Morosow, die
Sammlung Ostronchow, die Sammlung D. I.
Schtschukin und die Porzellansammlung A.
W. Morosow.
Neben den Zentralmuseen in Petersburg
und Moskau gewinnen die Provinzmuseen an
Bedeutung. Früher waren es ziemlich kläg-
liche Erscheinungen. Es scheint aber als
ob zu ihren Gunsten aus Kirchen und Schlössern so vieles
übernommen worden ist, daß sie sich nicht nur quantitativ
sondern auch qualitativ zu füllen beginnen. Wie weit die
gewaltsamen Requisitionen gegangen sind, läßt sich nicht
feststellen: es scheint aber sicher, daß die Provinzmuseen
manches künstlerische Gut vor der Vernichtung während
der Schreckenszeit bewahrt haben.
Die Wiederherstellung der Kunstdenkmale ist vor allem
den zerstörten Teilen des Moskauer Kremls zugute gekom-
men. Dabei sind zugleich umfangreiche Restaurationsarbeiten
vorgenommen worden. Welchen Wert sie haben, wird sich
erst später feststellen lassen. Ferner sind drei Studien-
kommissionen auf Reisen geschickt worden, um das zu be-
MAX BECKMANN, FRAU PAGEL
MIT ERLAUBNIS DER KUNSTHANDLUNG J. B. NEUMANN, BERLIN
arbeitende Material, das in Rußland zum Teil ganz unbe-
kannt und meist verstreut ist, kennen zu lernen und um
Unterlagen für die Restaurierungsarbeiten zu sammeln.
Grabarj schließt seine Ausführungen mit diesen Worten,
die nach allem, was er mitteilt, nicht zu übertreiben scheinen:
„Man muß gestehen, daß die Handvoll Menschen, die von
Anfang an den Kern der Museumsabteilung bildete, auch
heute noch ihre Tätigkeit mit nie erlöschendem Eifer fort-
setzt und unbedingt zu den wirklichen Helden der Arbeit
gezählt werden muß. Weder persönliche Entsagungen, noch
rein sachliche Schwierigkeiten, die zeitweise ungeheuerlich
waren, vermochten es, ihnen ihr Pflichtbewußtsein, ihren
Eifer und den Glauben an ihre gute Sache zu rauben."
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