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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 21.1923

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Heft 11
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4655#0343

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verstanden zu werden, wenn wir dieser Hagemeister-Ausstel-
lung nicht viel Geschmack abgewinnen können. In diesen
Heften war vor fünfzehn Jahren von dem ganz Vereinsamten
die Rede. In diesen Heften ist auch die tolle Hausse be-
spöttelt worden, die in grotesken Formen dann einsetzte.
Wer das Feinere im Talent Hagemeisters, seinen Sinn für
Stimmung, das treu Dienende seiner Frühkunst und das
Geschmackvolle in späteren Arbeiten ins rechte Licht setzen
wollte, müßte sehr vorsichtig, sehr kritisch zu Werke gehen.
In Hagemeisters Bildern ist auch viel leer Dekoratives, viel
nur handwerksmäßig Bravouröses. Eine große Ausstellung
verträgt Hagemeister überhaupt nicht, und noch weniger
eine, die nur große Bilder enthält, weil in den Arbeiten
großen Formats der Mangel an Vergeistigung am meisten
zutage tritt. Wir sind in der wahrhaft peinlichen Lage,
eine Schätzung, die von unserm Hinweis erst seinen Ausgang
genommen hat und sich gern darauf beruft, zurechtrücken
zu müssen, weil unkünstlerische Bewunderer Hagemeisters
wieder einmal überschnappen. Peinlich ist es, weil die treue
Menschlichkeit des Künstlers so viel Achtung verdient, weil
sein Streben immer rein war und bescheiden im Hintergrund
blieb, und weil er, ohne eigenes Zutun, von aufdringlichen
kunstpolitischen Mächlern nun in falscher Weise vor die
Öffentlichkeit gebracht wird. Hagemeister selbst hat sich
immer richtig eingeschätzt, nie hat er versucht die Blicke
der Nation gewaltsam auf sich zu lenken; die Einschätzung
aber, die seiner Lebensarbeit mit dieser dekorativ schmettern-
den Ausstellung an der sichtbarsten Stelle des Reiches zu
teil wird, ist falsch. Es wird der Anschein erweckt, als sei
der Künstler einer unserer klassischen Meister; das ist er
nicht, er ist im Reiche der Kunst ein dienender Bruder.

K. Sch.

G. H. BREITNER ■]■

Der holländische Maler Georg Hendrik Breitner ist im
Alter von 66 Jahren gestorben. Er gehörte zu den be-
kanntesten holländischen Malern, hat aber in Deutschland
nur mäßig interessiert. Sein Maltalent hatte etwas Allge-
meines , es fehlten ihm die intensiven Beziehungen zum
Stoff. Ähnlich wie Trübner hat er vielerlei gemalt, und
alles mit einer bravourösen Breite. Berühmt in Holland
wurde er durch seine Stadtbilder. Soweit diese gut sind,
haben sie eine kräftigere Faktur als die Landschaften von
Jakob Maris; doch hat Breitners Malerei immer etwas von
Malschule. Mit vierzig Jahren war er eigentlich fertig, ob-
wohl er viel und schnell produzierte.

FÜR BILDERDIEBE
Der Polizeipräsident in Berlin teilt mit, daß in der
großen Berliner Kunstausstellung zwei Bilder von Kurt
Agthe gestohlen worden sind. Er fügt hinzu: „Es wird um
möglichste Verbreitung der Diebstähle in Fachkreisen ge-
beten". Für diesen Apell ist „Kunst und Künstler" wohl
nicht der rechte Ort. Wir zählen Berufsdiebe wohl kaum
zu unseren Abonnenten.

*

BERICHTIGUNG
Zu dem Aufsatz von August L. Mayer in Heft X berich-
tigen wir, daß es auf Seite 300, erste Spalte, Zeile 4 von
unten, nicht heißen darf „Opie", sondern „Orpen".

EMIL ORLIK, BILDNIS JULIUS PASCINS. RADIERUNG

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