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Kongreß für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft
Bericht — 1914

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Vorgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.65508#0007

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Vorgeschichte

Ί

Vorgeschichte
Im Beginn des Jahres 1908 hatten sich in Berlin einige Vertreter der
Ästhetik und der Kunstforschung auf den verschiedenen Gebieten zu-
sammengefunden, um in zwanglosen Besprechungen Fragen ihres gemein-
samen Interesses zu erörtern. Allmählich machte sich das Bedürfnis
geltend, den Zusammenkünften eine festere Form zu geben, und so trat am
10. November 1908 eine „Vereinigung für ästhetische Forschung“ ins
Leben. Als ihr Zweck wurde angegeben, durch Vorträge und mündlichen
Gedankenaustausch zwischen Vertretern philosophischer, historischer,
ethnologischer und naturwissenschaftlicher Kunstforschung sowie theo-
retisch interessierten Künstlern die Anschauungen über Wesen und
Aufgaben der Kunst und der einzelnen Künste zu vereinheitlichen und zu
vertiefen.
Innerhalb dieser Vereinigung erfolgte am 14. Mai 1912 die Anregung,
man möge sich darüber unterrichten, ob in weiteren Kreisen die Neigung
bestehe, eine Aussprache über Fragen der Ästhetik und allgemeinen Kunst-
wissenschaft durch Abhaltung eines Kongresses herbeizuführen. Im
Verfolg dieser Anregung wurde im Juli 1912 folgendes von Max Dessoir
verfaßtes Rundschreiben versendet:
Sehr geehrter Herr I
Von verschiedenen Seiten ist an den Unterzeichneten die Anregung
herangetreten, einen „Kongreß für Ästhetik und allgemeine Kunstwissen-
schaft“ in die Wege zu leiten. Dieser Gedanke wurde zunächst in der
Berliner „Vereinigung für ästhetische Forschung“ besprochen und fand
dort Freunde wie Gegner. Die Gegner äußern das Bedenken, daß
Kongresse nur selten eine wirkliche Förderung der Wissenschaft bedeuten
und daß demnach ihre Vermehrung nicht wünschenswert erscheine; im
besonderen wenden sie ein, daß bei unserer noch wenig gefestigten und
vereinheitlichten Wissenschaft die gegenseitige Verständigung schon
unter philosophischen und psychologischen Ästhetikern erschwert,
zwischen diesen und den Forschern auf den verschiedenen Kunstgebieten
aber nahezu ausgeschlossen sei. Die Freunde des Planes dagegen erklären
eine Verständigung für möglich und für dringend erforderlich; sie ver-
weisen darauf, daß bei den Zusammenkünften der Philosophen und
Psychologen, der Ethnologen und Soziologen, der Literatur-, Kunst- und
Musikforscher sowie bei den vielerlei Versammlungen von Kunst-
pädagogen die ästhetischen Probleme zwar regelmäßig herangezogen,
 
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