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Kongreß für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft
Bericht — 1914

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Abteilung III und IV
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Sievers, Eduard: Demonstrationen zur Lehre von den klanglichen Konstanten in Rede und Musik
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https://doi.org/10.11588/diglit.65508#0462

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456

Kongreß für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft

Abteilung III und IV
8. Oktober, vormittags 10 Uhr
Verhandlungsleiter: Herr Brandl
Eduard Sievers:
Demonstrationen zur Lehre von den klanglichen Konstanten
in Rede und Musik
Herr Professor Max Dessoir hat die Freundlichkeit gehabt, mich zu
fragen, ob ich etwa bereit sei, an dieser Stelle einiges über die klang-
analytischen Untersuchungen zu berichten, die in neuerer Zeit von philo-
logischer wie von musiktheoretischer Seite aus in Angriff genommen sind.
Trotz mancherlei Bedenken (da ich weder Ästhetiker noch Musiker bin)
bin ich doch als ein bei diesen Arbeiten Beteiligter schließlich gern auf
diesen Vorschlag eingegangen, und zwar um so lieber, als es sich hier um
Probleme und Arbeitsmethoden handelt, welche notwendig mündliche Ver-
ständigung erheischen. Schriftlich ist über sie überhaupt kaum zu ver-
handeln, will man nicht Mißverständnis auf Mißverständnis häufen: wie die
Erfahrung genugsam erwiesen hat.
Aus derselben Erfahrung schöpfe ich aber auch noch eine andere
Lehre. Bloß verstandesmäßige Auseinandersetzungen über die Fragen,
die hier in Rede stehen, würden im Rahmen eines Einzelvortrages schwer-
lich die Hörer zu überzeugen vermögen, daß es sich dabei nicht nur um
faßbare, sondern auch um lösbare Probleme handelt. Denn hier
entscheidet über „Richtig“ und „Falsch“ (oder meinetwegen über „Glaub-
würdig“ und „Unwahrscheinlich“) nicht das Räsonnement oder irgend-
welche aprioristische Voraussetzung, sondern lediglich die gut kontrol-
lierte persönliche Erfahrung des Einzelnen gegenüber
den Klangphänomenen, die seiner Beurteilung dargeboten werden. Und
diese Beurteilung ist nicht immer ganz leicht. Sie verlangt auf jeden Fall
wiederholte ernstliche Durchprüfung der Phänomene und kostet damit Zeit.
Sie setzt aber außerdem bei dem Hörer neben dem (oft genug fehlenden)
guten Willen auch noch die Fähigkeit voraus, seine Aufmerksamkeit

*) Als Versuchspersonen dienten Herr Dr. Kurt Fischer, Frl. K. Meyer, FrI.
Ch. Spitz, als Kontrolleure Herr Dr. Μ. Bauer und Herr P. J. von Kügelgen.
 
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