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Kongreß für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft
Bericht — 1914

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Abteilung II
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Katz, David: Psychologisches zur Frage der Farbengebung
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https://doi.org/10.11588/diglit.65508#0320

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314 Kongreß für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft

9. Oktober, nachmittags 3 Uhr
Verhandlungsleiter Herr Wulff, später Herr Glaser

David Katz:
Psychologisches zur Frage der Farbengebung
Es läßt sich bereits dem Thema meines Vortrags entnehmen, daß auf
technische Fragen der Farbengebung nicht eingegangen werden soll. Aus-
gangspunkt und Ziel meiner Darlegungen sind psychologische Gegeben-
heiten. Unterschiede, die zwischen Mitteln der verschiedenen Techniken,
z. B. denen der Aquarell-, Pastell-, Tempera-, Gouache- und Ölmalerei
bestehen, interessieren uns demgemäß auch nur insofern, als den durch sie
ausgelösten Farbeneindrücken Qualitäten von psychologisch bedeutsamer
Verschiedenheit zuzuerkennen sind.
Jedes Gemälde gibt sich äußerlich als eine Fläche, welche mit Farben
bedeckt ist, die durch ihr Zusammenklingen den vom Künstler gewünschten
Eindruck herbeiführen. Der Psychologe hat den Motiven der Farbengebung
nachzugehen und den Bildeindruck nach seinen verschiedenen Seiten aus
den vom Maler verwendeten Farben verständlich zu machen. Diese Auf-
gabe ergibt sich also allgemein für jedwedes Bild. In der Regel begnügt
sich der Kunsthistoriker mit einer spezielleren Fragestellung, er fragt etwa,
worin das Spezifische der Farbengebung eines bestimmten Künstlers, eines
Volkes, oder auch einer Schule beruht. In der Psychologie stehen wir mit
unseren Untersuchungen der Farbengebung noch jenseits von Gut und
Böse. Der Psychologe wertet nicht, und so ist seine Frage nach der Farben-
gebung wertvollen wie wertlosen Werken gegenüber am Platze.
Psychologisch sind die Bilderlebnisse als Wahrnehmungserlebnisse an-
zusehen. Es mögen im Bilde die verschiedensten Stimmungen mitgegeben
sein, es mag das Bilderlebnis von Gefühlen durchtränkt sein, das Grund-
erlebnis bleibt immer ein solches der Wahrnehmung. Die vielfach gebrauchte
Ausdrucksweise, ein Bild löse diese oder jene Vorstellungen und Gefühle
aus, kann leicht die Meinung erwecken, es sei einerseits der Wahrnehmungs-
inhalt „Bild“ gegeben, und es seien gleichzeitig damit, aber doch mit einer
gewissen Selbständigkeit, Vorstellungen und Gefühle gegeben. Diese
Beschreibung wäre phänomenologisch nicht zutreffend. Warum ich den
 
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