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Kongreß für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft
Bericht — 1914

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Dessoir, Max: Begrüßungsabend am 6. Oktober, nachmittags 6 Uhr in der alten Aula der Kgl. Universität
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https://doi.org/10.11588/diglit.65508#0027

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Begrüßungsabend

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Begrüßungsabend
am 6. Oktober, nachmittags 6 Uhr, in der alten Aula der Kgl. Universität.
Prof. D e s s o i r (Berlin) hielt folgende Begrüßungsansprache :
Meine Damen und Herren I Im Namen des Ausschusses, der sich zur
Veranstaltung des ersten Kongresses für Ästhetik und allgemeine Kunst-
wissenschaft gebildet hatte, begrüße ich Sie auf das herzlichste. Mit warmer
und stolzer Freude stellen wir fest, daß unser Ruf lebhaften Widerhall
gefunden hat, denn nun erst sind wir sicher, daß er zur rechten Zeit
erfolgt ist.
Am 21. März 1883 sprach Philipp Spitta in der Berliner Akademie der
Künste von den Fragen, die uns am Herzen liegen. Da sagte er: „Es ist
bis jetzt wohl kaum irgendwo versucht worden, die Vereinigung der ver-
schiedenen Richtungen der Kunstwissenschaft zu einem selbständigen
Ganzen in der wissenschaftlichen Welt und in der Gesellschaft zur
öffentlichen Anerkennung zu bringen. Trotzdem wird dies in längerer
oder kürzerer Zeit geschehen müssen.“ Erst heute, nach 30 Jahren,
verwirklicht sich die Voraussage.
Im Beginn unseres Jahrhunderts waren ästhetische und kunstwissen-
schaftliche Arbeiten so angewachsen, daß der Gedanke entstand, ihnen
eine besondere Heimstätte zu gründen. Eine Zeitschrift wurde ins Leben
gerufen, um Untersuchungen, die bis dahin verstreut gewesen waren, zu
einer natürlichen Wirkungseinheit zu sammeln; in acht stattlichen Jahres-
bänden ist bisher der Ertrag niedergelegt. Als später in Berlin das
Bedürfnis nach persönlichem Meinungsaustausch sich geltend machte,
wurde eine „Vereinigung für ästhetische Forschung“ gegründet, und in
diesem kleinen Kreise erwogen wir während des Sommers 1912, ob nicht
eine allgemeine Zusammenkunft der Ästhetiker und Kunstforscher ins
Werk zu setzen sei. Ein Kongreß schien uns gewissermaßen in der
Entwickelungslinie zu liegen. Wir übersahen nicht, daß ein solches
Organisationsmittel nur von außen her in die Wissenschaft eingreifen
kann, aber wir sagten uns auch, daß keine Wissenschaft sich durchweg
von innen entfaltet und im gleichmäßigen Anschwellen. Als eine Umfrage
die Zustimmung vieler führenden Gelehrten zu unserem Plan ergeben hatte,
wurde ein großer Ausschuß gebildet und die Vorbereitung einigen in
Berlin ansässigen Mitgliedern des Ausschusses übertragen. So ist die
Tagung zustande gekommen.
 
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