Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kongreß für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft
Bericht — 1914

DOI Heft:
Abteilung I
DOI Artikel:
Laurila, Kaarle Sanfrid: Die assoziativen Faktoren des ästhetischen Eindrucks
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65508#0202

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
196

Kongreß für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft

Kaarle S. Laurila:
Die assoziativen Faktoren des ästhetischen Eindrucks
Seit Fechners Tagen ist das Assoziationsproblem in der Ästhetik sehr
eifrig behandelt worden. Die große Mannigfaltigkeit der Lösungen erklärt
sich, wie auch bei anderen Problemen, aus der Unklarheit der Fragestellung.
Wir müssen uns also zunächst bemühen, das Problem selbst genauer zu
formulieren.
Zunächst ist klar, daß wir nicht die allgemeine Frage beleuchten wollen,
welche Rolle die Assoziation überhaupt als seelische Funktion beim ästhe-
tischen Verhalten spielt; denn das ästhetische Verhalten ist immer ein
Anschauen, Wahrnehmen und Auffassen, und es ist deshalb anzunehmen,
daß die Assoziation als seelische Funktion bei diesem Wahrnehmen und
Auffassen im allgemeinen dieselbe Rolle spielt, wie bei allem Wahrnehmen
und Auffassen. Dem spezifisch ästhetischen Assoziationsproblem, das uns
hier beschäftigen soll, müssen wir etwa folgende Fassung geben: Sind
die sogenannten assoziierten Vorstellungen als
rechtmäßige Faktoren des ästhetischen Eindrucks
anzuerkennen, und wenn dem so ist, welche Bedeutung
haben sie als solche?
Aber auch diese Fassung ist nicht eindeutig, solange nicht über den
Begriff „Assoziation“ und den darauf beruhenden Begriff „assoziierte Vor-
stellung“ eine Verständigung erzielt ist. In einer Beziehung kann nun auch
der Begriff „assoziierte Vorstellung“ gleich eingeschränkt werden. Die Asso-
ziation selbst als seelische Funktion ist allerdings eine sehr allgemeine
Erscheinung. Darunter muß wohl in ihrem weitesten Sinne diejenige
zwischen den Bewußtseinselementen bestehende gegenseitige Kohäsion
verstanden werden, infolge deren ein Bewußtseinselement die Kraft hat,
sozusagen ganz mechanisch ein anderes Element hervorzurufen auf Grund
bestimmter Beziehungen, welche zwischen dem hervorrufenden und hervor-
gerufenen Element vorhanden sind. Wenn speziell von der Assoziation der
Vorstellungen die Rede ist, welche uns hier vornehmlich beschäftigt, ist man
sich so ziemlich darüber einig, daß diese „Beziehungen“ in der Ähnlichkeit
und Kontiguität bestehen. Aus diesem allgemeinen Begriff der Assoziation
würde sich aber, wenn keine weiteren Einschränkungen hinzukommen, eine
sehr weite Fassung für den Begriff „assoziierte Vorstellung“ ergeben. Dem-
nach wäre ja jede Vorstellung als „assoziierte Vorstellung“ zu bezeichnen,
zu deren Auftauchen im Bewußtsein irgendeine andere Vorstellung durch
Ähnlichkeit oder Kontiguität mitgewirkt hat. Da nun aber wohl zum Auf-
tauchen aller Vorstellungen eine Assoziation von irgendeiner anderen Vor-
 
Annotationen