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Kongreß für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft
Bericht — 1914

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Abteilung IV
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Ohmann, Fritz: Melodie und Akzent: experimentelle Untersuchungen über ihre Beziehungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.65508#0482

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476

Kongreß für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft

Abteilung IV
8. Oktober, nachmittags 3 Uhr
Verhandlungsleiter: Herr Wolf
Fritz Ohmann:
Melodie und Akzent
Experimentelle Untersuchungen über ihre Beziehungen1)
Es handelt sich für uns um Auffassungsphänomene. Wenn eine
Melodie in durchgehend gleicher Stimmenzahl ohne Stärkeunterschiede
vorgetragen wird, dann ist die Akzentordnung (schwere und leichte Zeiten)
„objektiv“ nicht als solche gegeben, und doch fordert jedes Motiv eindeutig
eine bestimmte Auffassung: sogenannte subjektive Rhythmisierung und
Gliederung. Wenn diese Ordnung noch nicht durch vorgängige Teile des
Tonstücks bekannt ist und die Zeitwerte aller Töne gleich sind (das gilt
z. B. für den Anfang vieler Fugen, aber auch z. B. für das Glockenmotiv
im Parsifal), dann kann dieser innere Akzent nur noch von den Höhen-
verhältnissen der Töne und ihrer Stelle in der Reihe abhängig sein. Unsere
Frage ist:
I. Wovon hängt die Auffassung bestimmter Gruppierungen und
Betonungen ab?
Π. Was ist für den Erlebenden unmittelbar als Wesen dieser „Motiv-
einheiten“ und Akzente gegeben? Das ist durch einfache Konstatierung
der Versuchsergebnisse und durch phänomenologisch gerichtete Selbst-
beobachtungen an geschulten und musikalischen Versuchspersonen zu erfor-
schen. Es wurden im psychologischen Institut der Universität Bonn (O. Külpe)
je drei bis acht Versuchspersonen Folgen von drei bis sechs, vorwiegend
aber zwei verschiedenen Tönen geboten, die sich so lange wiederholten,
daß bei passiver Hingabe eine bestimmte Auffassung sich aufdrängte.
(Versuchsanordnung: ein System von modifizierten „Schallhämmern“,
bei denen ein Ebenholzhämmerchen auf abgestimmte Metallplatten auf-
schlug. Die Schläge, deren Stärke und Zeitabstand genau zu regulieren

) Vorläufige Mitteilung.
 
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