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Kongreß für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft
Bericht — 1914

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Abschiedsfeier
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https://doi.org/10.11588/diglit.65508#0537

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Abschiedsfeier

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als Verhandlungssprache zugelassen, um in aller Bescheidenheit und den-
noch deutlich zu zeigen, daß die neue Bewegung von deutschen Gelehrten
ausgegangen ist, und wir haben trotzdem die Freude gehabt, viele und aus-
gezeichnete fremdländische Gäste bei uns zu sehen. Unsere Kühnheit braucht
nicht wiederholt zu werden, und ebenso wenig ist es nötig, daß der nächste
Kongreß ohne Vorsitzenden und ohne Schriftführer, gleichsam nackt und
bloß, ins Dasein tritt. Es ist zwar auch auf diese Art leidlich gegangen,
aber streng genommen haben wir es nur mit einem Kongressoi'd zu
tun gehabt.
Die Erziehung dieses sonderbaren Wesens, das in wenigen Stunden
sein Leben aushauchen wird, war für seine Eltern nicht immer eine ganz
reine Freude. Wir sind überzeugt, daß die Veranstalter der nächsten
Kongresse es leichter haben werden, und geben ihnen schon heute viele
gute Wünsche mit auf den Weg. Daß überhaupt ein der Fortführung
würdiges Unternehmen entstanden ist, bleibt erfreulich genug; das Verdienst
daran gebührt der hingehenden Arbeit der Herren v. Allesch, Glaser, Wolff-
heim, Wulff, der förderlichen Teilnahme der Universitäten, städtischen und
staatlichen Behörden, und endlich Ihnen allen, meine Damen und Herren.
Hoffentlich haben Sie von unserer Zusammenkunft gute und bleibende
Eindrücke empfangen. So viel man auch gegen Kongresse eifern mag, sie
besitzen doch ihre Vorzüge. Ein verehrter Freund von mir pflegt zur Recht-
fertigung des Lebens zu sagen: es sei eine so hübsche Gelegenheit, die
Zeitgenossen kennen zu lernen. In diesem Sinne ist ein Kongreß ein
Lebensextrakt. Hat nicht jeder von Ihnen, meine Damen und Herren, hier
Menschen von Angesicht zu Angesicht begrüßen können, an deren Bekannt-
schaft ihm gelegen war? Haben wir nicht alle im Wechseltausch der Rede
Eindrücke und Erfahrungen von sonst unerreichbarer Intensität und Frucht-
barkeit gesammelt? Dürfen wir nicht hoffen, daß mancherlei gewonnen
wurde für die Kunst und die Wissenschaft, die beide uns heilige Angelegen-
heiten sind?
So danke ich denn nochmals allen Beteiligten und spreche die
Zuversicht aus, daß die Kongresse für Ästhetik und allgemeine Kunst-
wissenschaft, zu einer dauernden und völkerverbindenden Einrichtung
geworden, immer reiner und wirksamer sich entfalten werden. Lassen Sie
die Gläser zusammenklingen, meine Damen und Herren, und widmen Sie
mit mir den Gästen dieses ersten Kongresses und den Veranstaltern der
künftigen Kongresse ein dreifaches Hoch: Sie leben hoch, hoch, hochl
Auf diese Rede antwortete Herr Jules Combarieu, Inspecteur
de l'Academie, delegue de Μ. le Ministre de l’Instruction publique de
France, mit folgenden Worten:
Mesdames et Messieurs I Je suis sur d’etre l'interprete de tous les
delegues etrangers en renouvelant aux organisateurs du premier Congres
d’esthetique — et en particulier ä Μ. le professeur Dessoir — nos vives
felicitations pour le succes de leur ceuvre et notre gratitude pour l’accueil
que nous avons trouve aupres d'eux.

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